Nach einer siebenjährigen Pause fand heuer endlich wieder die legendäre Haiminger Fasnacht statt. Grund genug, dieses Spektakel etwas genauer unter die Lupe zu nehmen.

Welcher Verein veranstaltet die Haiminger Fasnacht und seit wann?

Erste Fasnachtsfestl´n in Haiming wurden bereits im Jahr 1821 dokumentiert. Ich habe dazu sogar einen Zeitungsausschnitt gefunden. Der erste Fasnachtsumzug mit fünf bis sechs Wagen fand im Jahr 1927 statt. Ein gewisser Edi Fugger (Gredler) aus Telfs, der in Haiming eingeheiratet hat, Alois Pohl und Friedrich Weg-leiter waren die treibenden Kräfte. Wegen schlechter Zeiten musste die Fasnacht dann pausieren und erst in den 50er-Jahren kam das Fasnachts-fieber wieder auf. Alle zwei Jahre, also 1953, 1955, 1957, 1959 wurde ein Fasnachtsumzug veranstaltet und im Jahr 1958 gab es zusätzlich noch den Sonderumzug Sputnik. In diesem intensiven Fasnachtsjahrzehnt wurde auch zum ersten Mal der Soilesputz ausgegraben.

Wer oder was ist der Soilesputz eigentlich?

Der Soilesputz ist die Fasnachtsfigur in Haiming. Im Gegensatz zu vielen anderen Gemeinden haben wir eine lebende Fasnachtsfigur. Es gibt auch eine Legende dazu, diese wurde damals von der Lehrerin Haslwanter niedergeschrieben.

Welche Gruppen waren von Anfang an dabei?

Die Bären, die Hexen, die Laninger, die Affen und die Waldmänner – das sind die Hauptgruppen.

Wieviele Gruppen gibt es aktuell?

Es gibt elf Gruppen. Neben den oben erwähnten Hauptgruppen gibt es die Narren, die Knappen, die Muastoaler, die Wilderer, die Altweibermiehl (heuer pausiert) und die Fasnachtsgruppe Ötztal-Bahnhof (Moto Mop, heuer pausiert).

Wie ging es dann nach den intensiven 50er-Jahren weiter?

Es folgte eine lange Pause von fast 15 Jahren, wahrscheinlich war der Abstand der Umzüge von nur zwei Jahren zu häufig und zu zeitintensiv. Im Jahr 1972 wurde dann die Fasnacht erneut ausgerufen. Treibende Kraft war der Schmieds Franz. Er hat in seiner Schmiede bestimmt zwei Monate Tag und Nacht an den Wagen gebaut. Schlussendlich hat er mich mit seinem Fasnachtsfieber infiziert, und wir meldeten im Jahr 1973 offiziell den Fasnachtsverein an, wo ich das Amt des Obmanns übernahm. Im Jahr 1974 veranstalteten wir dann einen großen Umzug mit Hexenfigatter und Bäreneintreiben.

In welchem Rhythmus wurde dann die Fasnacht ausgerufen?

Zuerst wählten wir einen Abstand von drei Jahren, also 1977, danach legten wir aber fest, dass die große Fasnacht nur alle fünf Jahre stattfinden soll, und zwar immer ein Jahr nach der Telfer Fasnacht, also 1986, 1991, 1996, 2001 und 2006. Nach der Fasnacht von 2006 bin ich als Obmann zurückgetreten. Leider hat sich kein Nachfolger gefunden, sodass die Fasnacht von 2011 ausfiel. Im Jahr 2012 war ich bei der Gründung der Muastoaler dabei und erklärte mich bereit, vorerst wieder den Obmann zu übernehmen und die Haiminger Fasnacht 2012 und 2016 zu organisieren. Danach wurde beschlossen, alle Funktionärsaufgaben in alphabetischer Reihenfolge der Fasnachtsgruppen im Fünf-Jahresturnus zu besetzen. So übergab ich im Jahr 2017 das Amt des Obmannes an Benni Leitner (Affen), der im Jahr 2019 eine Kinderfasnacht organisierte. Dann kam leider Corona dazwischen und die Große Fasnacht 2021 musste ausfallen. Bei der Fasnachts-Sitzung 2021 sollte nun das Ruder an die Gruppe Altweibermiehl gehen. Da diese Gruppe aber eine Pause einlegen musste, übernahm ich ein weiteres Mal den Obmann und organisierte mit super Unterstützung von Valentino Espa und Patrick Ambrosig die heurige Fasnacht.

Wie war die heurige Fasnacht für dich?

Ich bin sehr stolz auf das, was wir da auf die Beine gestellt haben. Die Wagen waren alle sehr schön, die Veranstaltungen waren super besucht und es gab so gut wie keine Zwischenfälle. Ich möchte mich an dieser Stelle noch einmal bei allen Fasnachtsgruppen für ihren unglaublichen Einsatz bedanken, wodurch ein reibungsloser Ablauf möglich war. Besonderer Dank gilt auch der Gemeinde Haiming und allen Sponsoren für die Unterstützung. Zu guter Letzt bedanke ich mich bei den Haimingern, denn eines steht fest, wenn man in Haiming ein Fest auf die Beine stellt, ist auf die Bevölkerung unserer Gemeinde Verlass.

Was wünscht du dir für die Zukunft?

Für unseren Verein wünsche ich mir ein Lokal oder eine trockene Räumlichkeit, wo die Masken, Kostüme und Utensilien für die Fasnacht aufbewahrt werden können. Weiters wünsche ich mir, dass immer wieder junge Fasnachtler nachkommen und die Haiminger Fasnacht noch lange weitergeführt wird. Ein persönlicher Wunsch für mich wäre, wenn mir möglichst viele Haimingerinnen und Haiminger alte Fasnachtsfotos an valte@aon.at mailen.

Wann ist die nächste Fasnacht geplant?

Wir bleiben jetzt beim Abstand von fünf Jahren und planen die nächste Fasnacht für 2028, dazwischen, also im Jahr 2026, soll eine Kinderfasnacht stattfinden.

Neben der Fasnacht organisierst du ja schon jahrzehntelang die Krampusgruppe. Gehört das auch zum Brauchtumsverein?

Die Krampusgruppe wurde 1980 gegründet und ist inzwischen ein eigener Verein. Aufgrund der Turbulenzen mit der Fasnacht war das besser so. Es sind aber ganz viele Fasnachtler auch bei der Krampusgruppe dabei. Hier war ich von Anfang an Obmann und mache das sehr gerne.

Du bist hier in Haiming schon jahrzehntelang im Vereinswesen aktiv und aus dem Dorfgeschehen nicht wegzudenken. Wie geht es dir persönlich denn aktuell?

Meine Frau Wilma hat mich bei all meinen Aktivitäten immer unglaublich unterstützt. Sie ist leider im Herbst 2022 verstorben und fehlt mir schon sehr.

Lieber Gerhard, vielen Dank für das interessante Gespräch. Ich hoffe, es gibt einmal eine Ausstellung, wo man die Geschichte der Haiminger Fasnacht und auch der Krampusse dokumentiert.

(Text: sams; Foto: Gerhard Valte)

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