„Hier helfen alle zusammen und feuern sich gegenseitig an, weil alle wollen, dass der Beste gewinnt.“

Wolfgang Hell ist Kraftsportler, Veranstalter und blickt auf eine spannende Zeit als einer der stärksten Menschen Österreichs zurück. Mit dem Haiminger Blattl hat er über seinen Werdegang, die Entstehung seiner Truck Pull Challenge, der Philosophie dahinter und seine Zukunftspläne gesprochen.

Wolfgang, du bist Kraftsportler und Strongman, zählst laut unseren Recherchen zu den stärksten Menschen Österreichs. Kannst du uns kurz schildern, wie du zu dieser Sportart gekommen bist und was man sich im Detail darunter vorstellen darf? Der Sport umfasst vermutlich viel mehr als reines Gewichteheben, richtig?

Als ich noch ein Kind war, hatten wir Satellitenfernsehen und dadurch auch den Sender Tele5. Da ist immer Wrestling gelaufen und Hulk Hogan hatte mich damals sehr beeindruckt. Ich dachte mir: So möchte ich sein. Mit zwölf Jahren habe ich dann in unserer Garage mit dem Trainieren begonnen. Weder meine Ausrüstung noch meine Vorgehensweise beim Training waren auch nur ansatzweise professionell – das war wohl mitunter der Grund, warum ich mit einer 65kg schweren Hantel ein Fenster zerstört hatte. 1998 hat dann meine professionelle Laufbahn begonnen, und zwar im Kraftdreikampf. Mittlerweile bin ich im 29. Trainings-und im 26. Wettkampfjahr.

Richtig, Kraftsport ist weitaus umfangreicher, als man meinen möchte. Ganz wichtig: Kraftsport ist was völlig anderes als Bodybuilding. Beim Kraftsport geht es nicht wie beim Bodybuilding um die optische Definition des Körpers, son­dern, wie der Name schon sagt, um Kraft. Das beinhaltet unter anderen das olympische Gewichtheben, den vorher erwähnten Kraftdreikampf, der Bankdrücken, Kreuzheben und Kniebeugen inkludiert, so wie auch alles, was unter den Begriff „Strongman“ fällt. Das sind sehr viele Disziplinen, und man erfährt erst kurz vor dem Wettkampf, in welchen man sich messen wird.

Was ist für dich der besondere Reiz am Kraftsport?

Das Training ist für mich im Kraftsport wie das Leben selbst, es gibt hier jede Menge Parallelen. Es bedeutet, stets einen Schritt über die rote Linie zu wagen, um daran zu wachsen. Die Herausforderungen werden größer, doch du meisterst sie und wächst über dich hinaus. Manchmal wirst du bluten, doch es muss und es wird weitergehen, auch wenn es manchmal wehtut. Und auf was du dich schlussendlich verlässt, ist deine eigene Kraft und deine eigene Willensstärke!

Was sind für dich persönlich deine größten Erfolge im Sport?

Ohne Zweifel die Truck Pull Challenge und alles, was dahintersteckt. Es hat mir – oder besser gesagt uns – die Möglichkeit gegeben, Kraftsport zum Erlebnis und die Sportler greifbarer zu machen. Dadurch sind auch so viele großartige Bekanntschaften und sogar sehr enge Freundschaften entstanden.

Könntest du uns Einblicke in die Entstehungsgeschichte geben? Wie bist du generell auf die Veranstaltungs-Idee gekommen?

Das hat alles mit meinem guten Freund und Schützling Udo Carpentari begonnen. Wir waren damals schon gemeinsam am Trainieren, und eines Tages ist der Geschäftsführer von Kika and Udos Frau Sabine, die damals die Restaurantleiterin im Kika war, herangetreten und ließ fragen, ob Udo nicht eine „Truckpull- Show“ machen möchte. Ich habe ihn als sein Trainer dabei unterstützt, wo es ging. Im Anschluss sind wir im Oilers gelandet und haben dort beschlossen, dass wir aus dem Konzept einen Wettkampf machen wollen. Kurz und gut: Durch Udo wurde ich zur Veranstaltung inspiriert.

Was sind die Besonderheiten, was die Herausforderungen bei der Organisation eines derartigen Events?

Sponsoren zu überzeugen. Zumindest war es damals so. Heute fällt mir das ein wenig leichter. Was jedoch bei den ersten Veranstaltungen leichter war als jetzt, war Athleten zu finden. Dadurch, dass ich nicht mehr so aktiv im Sport bin wie früher, ist mein Netzwerk auch nicht mehr ganz dasselbe.

Über die Jahre haben sich bestimmt jede Menge “Truck Pull Highlights” ergeben. An welche erinnerst du dich besonders gerne?

Es gibt ein paar Dinge, die freuen mich von Jahr zu Jahr immer wieder aufs Neue, weil es Dinge sind, die du bei anderen Sportarten selten beobachtest. Zum Beispiel, dass sich die Athleten nicht nur gegenseitig helfen, sondern sogar lauthals anfeuern. Hier möchte jeder, dass der Beste gewinnt und auch das Beste geben kann. Da bereitet der eine Athlet schon die Ausrüstung für einen anderen vor, bevor dieser dran ist. Es hilft jeder jedem und alle sind stolz auf die Leistungen.

Die Veranstaltung ist für uns auch schon zur Tradition geworden, das freut mich unglaublich. Und, das darf man nicht vergessen: Udo hat ein paar Mal gewonnen und meine Athleten waren immer gut dabei. Darauf bin ich natürlich sehr stolz!

Die Zukunft der Truck Pull Challenge war die letzten Monate ungewiss. Warum? Wie konnte die Fortsetzung dennoch sichergestellt werden?

Das Datum der letzten Truck Pull Challenge war ungünstig gewählt, daher konnten weniger Athleten teilnehmen. Ich selbst konnte aus verschiedenen Gründen auch nicht richtig trainieren. Insgesamt haben diese und andere Gründe zu einer Art Demotivation bei mir geführt. Schlussendlich ist noch der entscheidende Faktor des Veranstaltungsortes hinzugekommen. Im Oilers war das Ganze dann nicht mehr möglich, weil sich Marion beruflich umorientiert und Klaus keinen neuen passenden Pächter gefunden hat, der die Philosophie vom Oilers aufrechterhält.

Das Tief konnte ich auf alle Fälle überwinden und neuen Mut finden. Nach einem Facebook-Video, in dem ich kundgetan habe, wie es zu dieser Zeit um die Veranstaltung stand, brach quasi eine Lawine los. So viele Leute haben angerufen, mir geschrieben, wollten helfen und hatten Vorschläge und Ideen. Ich war überwältigt. Thomas Höpperger hat unglaublich viel zum Gelingen beigetragen, Höpperger Umweltschutz ist seit jeher unser Hauptsponsor. Alexander Schatz hat mich dann mit Fred Unterwurzacher, dem Geschäftsführer vom Inntal Center, in Kontakt gebracht. Nun werden wir die nächste Truck Pull Challenge am 11. Mai 2024 direkt vorm Inntal Center veranstalten können. Es wird auch ein umfangreiches Rahmenprogramm geben. Ich freue mich unglaublich darauf!

Seit jeher spendest du den Reinerlös deiner Veranstaltung an wohltätige Zwecke? Wie wählst du die Institutionen aus? Gibt es Projekte, die dir hierbei besonders am Herzen liegen?

Mir ist dabei in erster Linie wichtig, jene zu hören, die sonst nicht gehört werden. Es gibt jede Menge tolle Projekte, Institutionen und Initiativen auf dieser Welt, die sehr medienwirksam sind. Die erreichen das Ihrige bestimmt auch so. Ich schaue mich jedes Jahr wieder nach jenen um, denen nicht so viel Aufmerksamkeit gewidmet wurde. Doch gerade dort findet sich auch vieles, das sehr, sehr wichtig ist.

Was hält die Zukunft für dich als Kraftsportler und Veranstalter bereit? Was wünschst du dir für die Zukunft?

Ich habe mir schon öfters gedacht, meine Laufbahn als Kraftsportler ist zu Ende. Doch so oft ich auch vom Ende rede, dieser Sport packt mich immer wieder. Nein, noch ist es nicht vorbei, noch habe ich das für mich passende Ende meiner Karriere nicht gefunden, doch das werde ich noch. Was mir immer wichtig war und sein wird, sind meine Frau und mein Sohn. Wir möchten gern gemeinsam noch mehr von dieser Welt entdecken und viel reisen. Bei all den Plänen, Ambitionen und Zielen wird meine Familie immer den ersten Platz einnehmen.

(Text: peda, Fotos: Wolfgang Hell)

By Eva

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