„Was unsere Branche so besonders macht, ist, dass man seine Arbeit noch Jahrzehnte später sieht!“
Michael Wallnöfer hat mit uns seinen Werdegang, sein Unternehmen, den Status und die Zukunft der Baubranche sowie seine persönlichen wie beruflichen Ziele beleuchtet.
Im Unternehmen Maurer Wallnöfer bist du ja schon die zweite Generation in der Geschäftsführung. Kannst du uns deinen Werdegang kurz zusammenfassen? Was hat dich in deiner Anfangszeit am meisten geprägt?
Mein Werdegang hat mit der HTL für Hochbau in Innsbruck begonnen, die ich 1991 mit der Matura abgeschlossen habe. Im Anschluss habe ich bei uns im Unternehmen die fünf Jahre Berufspraxis absolviert, die damals noch für die Baumeisterprüfung notwendig waren. Nach erfolgreich abgelegter Prüfung dachte ich mir, dass nun die beste Gelegenheit ist, mir eine Auszeit zu nehmen. Ich bin dann also für etwa drei Monate um die Welt gereist, der Zeitpunkt meiner Rückkehr hatte dann beinahe etwas von Schicksal: Mein Papa ist leider erkrankt und für ein ganzes Jahr ausgefallen, ich wurde als frisch gebackener Baumeister (und damals übrigens jüngster Baumeister Tirols) ins kalte Wasser geworfen, musste und durfte also schon früh die Geschicke unserer Firma steuern.
Im Jahr 1999 hat dann die offizielle Firmenübergabe stattgefunden. Vielleicht darf ich noch ein paar allgemeine Worte zu unserem Unternehmen verlieren: Gegründet wurden wir im Jahr 1972 von Hermann Maurer und Karl Wallnöfer, die durch Fachwissen und Weitblick für kontinuierliches Wachstum gesorgt haben. Keine drei Jahre später wurde „Eisen Oberland“ gegründet, im Jahr 1993 dann unser „Alpen Creativ Bau“ – das Unternehmen, durch das wir als Bauträger agieren. Die Gründung von Westbeton erfolgte, gemeinsam mit fünf anderen regionalen Unternehmen, im Jahr 2008.
Apropos Hermann Maurer: Dieser ist 2011 in Pension gegangen, hat mich in unserer gemeinsamen Zeit in der Firma stets akzeptiert und es hat alles immer super funktioniert. Die Familie Maurer ist heute noch stiller Mitgesellschafter am Unternehmen.
Was würdest du sagen, macht euer Unternehmen heute aus?
Wir sind über die Jahrzehnte zwar zu einer festen Größe im Tiroler Baugewerbe geworden, unsere Größe ist aber dennoch überschaubar geblieben. Wir agieren nach wie vor wie ein klassischer Familienbetrieb, alle unsere Mitarbeiter haben meine Handynummer und können mich jederzeit anrufen oder ihre Anliegen persönlich bei mir im Büro besprechen. Wir müssen auf wenig Leihpersonal zurückgreifen, haben sehr viele gute und talentierte Leute aus der Region in unseren Reihen, alle Teams sind bestens eingespielt und arbeiten sehr verlässlich. Wir zählen im Moment 120 Mitarbeiter und jeder einzelne macht einen großartigen Job. Was unser Unternehmen ausmacht, sind schlussendlich alle unsere Mitarbeitenden.
Aufgrund der globalen Entwicklungen befindet sich die Baubranche allgemein in Turbulenzen. Wie sehr spürst du das bei euch? Könnt ihr hier entgegensteuern und wenn ja, was ist eure Strategie?
Diese Turbulenzen spüren natürlich alle in gewissem Maß. Aufgrund unserer überschaubaren Größe tun wir uns vielleicht ein wenig leichter, durch schwierige Zeiten zu kommen. Wir sind darüber hinaus in der glücklichen Lage, dass wir jahrelange Partnerschaften pflegen dürfen, haben also einige Stammkunden sowie Architekten, die immer wieder mit uns bauen, das hilft uns sehr. Wir schauen auf unsere Kunden, unsere Mitarbeiter und darauf, dass wir immer ordentliche Arbeit machen. Also genau genommen machen wir alles wie immer! Ganz wichtig ist mir dabei immer unser Slogan „vielseitig, fair, verlässlich“ – ich selbst möchte fair behandelt werden, darum bin auch ich zu allen fair!
Wie viele Branchen spürt man auch am Bau den Fachkräftemangel – wie geht es dir / euch damit? Wie schaut’s mit der jungen Generation und vor allem Lehrlingen aus? Was kann deiner Meinung nach getan werden, um wieder mehr für eine Karriere in der Baubranche zu begeistern?
Wie wir wissen, sind die Berufe Maurer und Zimmerer generell sehr gut bezahlt, es darf aber nicht sein, dass man gute Leute nur mit Geld lockt. Es gibt viele Aspekte, die eine Karriere am Bau allgemein interessant machen. Ich kenne zum Beispiel keinen Maurer oder Zimmerer, der keine Arbeit hat, wir reden hier von absolut sicheren Jobs. Was die Branche besonders macht, ist, dass man die Ergebnisse der eigenen Arbeit stets – und auch Jahrzehnte später – sieht. Oft fährst du an einem Haus vorbei und denkst dir: „Da war ich beim Bau dabei!“
Wir geben uns sehr viel Mühe, die jüngere Generation wieder mehr zu begeistern. Alle, die an einer Schnupperlehre Interesse haben, sind herzlich dazu eingeladen – bei uns sind alle zum Schnuppern willkommen. Wir schauen auch darauf, die Lehrzeit so abwechslungsreich wie möglich zu gestalten. Mit unseren Lehrlingen fahren wir einmal im Jahr auf ein Lehrlingscamp, das wir gemeinsam mit dem „Bildungspartner Österreich“ gestalten. Hier ist nicht nur Teambuilding wichtig, sondern auch, dass unsere Jungen Verständnis für das große Ganze entwickeln. Ein Ausflug am letzten Tag des Camps darf auch nie fehlen.
Natürlich spüren wir den Fachkräftemangel auch, haben aber auch sehr viele langjährige Mitarbeiter in unseren Reihen. Das Stichwort lautet hier Wertschätzung. Wie schon erwähnt darf jeder Mitarbeiter immer mit allen Themen zu mir kommen. Auch unser fünfzigjähriges Jubiläum war eine großartige Gelegenheit, mit einem Fest, das ausschließlich für unsere Mitarbeiter und deren Familien ausgetragen wurde, einmal mehr Danke zu sagen und unsere Jubilare zu ehren.
Was würdest du Interessierten raten, die gerade über den Erwerb eines Eigenheimes nachdenken? Hausbau, Haus- oder Wohnungskauf? Was ist – auch wieder in Anbetracht der Markt- und Kreditsituation – für dich die sinnvollste Variante?
Alles hat seine Berechtigung. Das Einzige, das ich nicht empfehlen kann, ist, zu warten, denn es wird bestimmt nicht günstiger. Es gibt auf alle Fälle für jeden etwas. Was zunimmt und bestimmt noch zunehmen wird, ist die Sanierung alter und die Aufstockung bestehender Gebäude – das beobachten wir mitunter daran, dass der Hochbau mehr oder weniger stagniert, die Auftragsanzahl der Zimmerei aber stetig zunimmt.
Im Moment ist das Thema Zersiedelung wieder mehr im Gespräch. Das bedeutet, dass vor allem im ländlichen Raum Flächen (aufgrund von Einfamilienhäusern oder ähnlichem) nicht optimal genutzt werden. Auf der anderen Seite sollen Menschen auch in puncto Wohnen Möglichkeiten haben, ihre Träume zu verwirklichen. Wie siehst du die Situation? Werden künftige Generationen noch die Chance auf ein eigenes Haus haben oder wird ein generelles Umdenken vonnöten sein?
Auch hier darf ich sagen: Alles hat seine Berechtigung und es ist für jeden etwas dabei! Ich sehe die Notwendigkeit, dass gewisse Baudichten zugelassen werden müssen, auch in puncto Wohnbauförderung. Hier ist in erster Linie die öffentliche Hand gefragt. Wenn gewisse hinderliche Reglementierungen geändert würden, könnten auch mehr Wohnbauprojekte realisiert werden. Es muss auch ein Stück weit die Großzügigkeit zurückgehen, die wir beim Wohnen gewohnt sind. In Zukunft wird nicht mehr jeder 120 oder sogar 150 Quadratmeter haben können, sondern vielleicht nur 90 oder 100. Durch die Verkleinerung werden Wohnungen dann auch wieder leistbarer. Ich denke, dass auch zunehmend wieder mehrere Generationen in einem Haus sein werden. Hier sind wir wieder beim Ausbau.
Was glaubst du, wie sich die Baubranche in den nächsten Jahren und Jahrzehnten entwickeln wird? Werden wir neue Arten zu bauen sehen, neue Technologien, andere Materialien?
Eines ist sicher: Es wird immer gebaut werden. Ich glaube nicht, dass sich bei den Baumaterialien viel entwickeln wird, die Klassiker – Beton, Ziegel und Eisen – werden uns definitiv erhalten bleiben, der Holzbau wird gleichzeitig noch mehr in den Vordergrund rücken. Was großen Einfluss auf die Branche nimmt, ist die Klimapolitik. Die Steuer auf Kohlenstoffdioxid schlägt sich in den Baupreisen nieder. Hier ist die Industrie gefragt und muss sich neue Wege überlegen, wie die Schadstoffbelastung reduziert werden kann. Bestrebungen in diese Richtung sind aber durchaus schon im Gange.
Was sind deine Pläne und Visionen für die Zukunft – einerseits als Unternehmer, andererseits als Privatperson?
Mir ist sehr wichtig, das Level und das Niveau, auf dem sich unser Unternehmen befindet, zu halten. Es gibt sehr viele Dinge, die großartig sind, wie sie sind, da möchten wir unbedingt auf Kurs bleiben. Gleichzeitig ist es mir ein Anliegen, unseren Mitarbeiterstand wieder auf 150 anzuheben.
Es gibt überdies eine Vision, die ich sowohl als Unternehmer, als auch als Privatperson habe: Was zwei Generationen bestens funktioniert hat, soll auch in dritter fortgeführt werden. Mein Sohn Felix absolviert derzeit das Hochbau-Kolleg in der HTL in Imst. Dieses Jahr wird er bereits im Zuge eines Praktikums bei uns mitarbeiten, nächstes Jahr ist er mit der Schule fertig. Es ist schwer genug, in jungen Jahren das große Ganze zu überblicken, aber mit dem nötigen Willen und Interesse könnte es auch eine dritte Generation schaffen. Vielleicht kann dann auch ich einmal stolz zurückblicken, wenn unser erfolgreiches Familienunternehmen weiter ein solches bleibt.
(Text: peda, Fotos: Firma Maurer + Wallnöfer)