Manfred Wegleiter über Elisabeth Hofer und ihre Pozuzo-Erlebnisse

Als sie Anfang der 1980-er Jahre mit Nachkommen der Auswanderer nach Pozuzo, die der Heimat ihrer Vorfahren einen Besuch abstatteten, ins Gespräch kam, war sie von deren Sprache fasziniert. Mag. Elisabeth Hofer, Tochter des Haiminger Ehrenring­trägers, Oberschulrates und langjährigen Ortschronisten Karl Hofer, studierte in diesen Jahren Deutsch und Latein an der Universität Innsbruck und schrieb später eine Hausarbeit über ein Thema in Dialektologie, einem Teilgebiet der Sprachwissen­schaft. Schon damals reifte in ihr der Wunsch, einmal nach Pozuzo, in die Alttiroler Auswanderergemeinde, zu reisen.

Rund vierzig Jahre später, nachdem sie eine Dokumentation von Emanuel Bachnetzer über die Auswandererkolonie gesehen hatte, fasste die Mittelschulprofessorin den Entschluss, sich zu Pensionsbeginn einen längeren Aufenthalt in Pozuzo zu schenken. Im Herbst 2023 war es dann so weit, Elisabeth trat die Reise ins ferne Pozuzo an. Vorher hat sie sich in einem „Crashkurs“ grundlegende Spanisch-Kenntnisse angeeignet, sich aber vorgenommen, mit den Nachkommen der Tiroler Kolonisten vor Ort nur „Tirolés“ zu sprechen.

„Ich habe mehrere ältere Menschen getroffen, die das Tirolerische noch verstehen und auch sprechen. Besonders interessant war es für mich, dass es in Pozuzo verschiedene Tiroler Dialekte gibt, sie haben Hausdialekte. Die Unterschiede im Dialekt haben sich durch die verschiedenen Herkunftstorte der Auswanderer erhalten“, erzählt Elisabeth. Anna Randolf, die etwas oberhalb des Weilers „Haiming“ wohnt, war auch eine ihrer Gesprächspartnerinnen. Bei Filomena Witting – sie hat sich engagiert, dass der Ortsteil „Haiming“ ein eigenes Ortsschild bekommt – bewunderte sie deren wunderschönen Hausgarten. Als Filomena berichtete, dass die Astern und Fleißigen Lieschen von jenen Blumensamen stammen, die die Kolonisten aus ihrer Tiroler Heimat mitbrachten, war für Elisabeth die Überraschung perfekt.

Beeindruckt war Elisabeth Hofer von der Landschaft in Pozuzo. „Ich war schlichtweg überwältigt. Die engen Täler, umrahmt von gewaltigen Bergzügen, haben ein paradiesisches Ausmaß. Aber auch das funktionierende Nebeneinander der unterschiedlichen Ethnien hat mich positiv überrascht“, berichtet Elisabeth.

Ihr „Basislager“ hatte die in Niederösterreich wohnhafte Professorin im Ruhestand im Zentrum von Pozuzo, von dort aus reiste sie zu vielversprechenden Zielen, wie zum höchstgelegenen schiffbaren Gewässer der Welt, zum Titicaca-See, und zum Bergsteigen in die Cordilleren. Als erfahrene Pädagogin und Sprachwissenschaftlerin organisierte Elisabeth in Pozuzo auch „Huangartrunden“, die sonntagnachmittags an verschiedenen Orten stattfanden und weiterhin stattfinden. Außerdem gab sie an mehreren Abenden Deutsch-Unterricht für Interessierte.

Das Leben in Pozuzo ist eher beschaulich, untertags geht es aber ziemlich rund, wenn die Touristen – meist aus Lima – die Auswanderergemeinde im peruanischen Urwald stürmen. Mit einem dicken Koffer voller wunderbarer Erinnerungen trat die in Haiming am Föhrenweg aufgewachsene Elisabeth Hofer am 31.12. 2023 die Heimreise an. „Der Tiroler Dialekt wird wohl in zwanzig, dreißig Jahren in Pozuzo nicht mehr präsent sein“, so Elisabeth, die in Pozuzo einige neue Freundschaften geschlossen hat und in den kommenden Tagen, die in Tirol in der Wintersaison beschäftigten Pozuzinerinnen besuchen wird.

(Text: Manfred Wegleiter; Fotos: Elisabeth Hofer)

By Eva

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