Vielschichtige Diskussionen
Nachdem rund eine Woche vorher die TIWAG in einem sehr gut gefüllten Oberlandsaal ihr Projekt Imst-Haiming vorgestellt hatten, füllte sich am 14. April 2023 der Oberlandsaal bis auf den letzten Platz, weil im Rahmen einer von der Bürgermeisterin einberufenen Gemeindeversammlung alle Betroffenen zu Wort kommen sollten.
„Haiming ist von einem Stromleitungsspinnennetz überspannt und in kaum einer anderen Gemeinde, werden so viele Flächen für die Energieversorgung zur Verfügung gestellt“, meinte Bürgermeisterin Michaela Ofner in ihrer Einleitung und weiter: „Man muss dafür sorgen, dass mehr Nutzen als Schaden entsteht. Ich will das Projekt nicht verhindern, sondern dafür sorgen, dass es verbessert wird. Nur, wenn man alle Seiten kennt, kann man die richtigen Entscheidungen treffen.“ Hauptthema dieser Gemeindeversammlung war die „Innstufe Imst-Haiming“, für deren Umsetzung die TIWAG vorerst grünes Licht bekam, wobei dieser Bescheid unter anderem durch die Gemeindeführung beeinsprucht wurde. Das aus Prutz kommende Wasser, das in der Imster Au Strom erzeugt, soll dies in Haiming/Magerbach zum zweiten Mal tun. Ein 14 Kilometer langer und acht Meter breiter Triebwasserstollen im Tschirgantmassiv soll das Wasser zum dortigen Krafthaus leiten. Nach der „Arbeit“ gelangt es in ein sechs Hektar großes Schwallausgleichsbecken, bevor es dem Inn zurückgegeben wird.
Der Oberlandsaal war bis auf den letzten Platz gefüllt.
Neben diesem Ausleitungskraftwerk soll von Haiming aus noch eine 110kV-Leitung ins Ötztal gelegt werden, sowie die APG-Anlage im Forchet erweitert werden. Nach TIWAG-Projektverantwortlichem Robert Reindl, der das Projekt zum wie bereits wenige Tage vorher erneut vorstellte, informierte Joachim Bodner von der Tinetz darüber, dass die Leitungen für das geplante Projekt noch nicht genehmigt seien und Gerhard Egger vom WWF meldete Bedenken wegen der seiner Meinung nach unzulänglichen Lösung hinsichtlich der zu erwartenden Schwallsituation an. Er sieht statt einer Verbesserung dieser Situation eher eine Verlagerung von Imsterau nach Haiming und führt an, dass sich die Schwallhäufigkeit sogar drastisch erhöhen könnte. Hubert Wammes von der Wassergenossenschaft Haiming meint, dass Versickerungsflächen verloren gehen und der Grundwasserspiegel weiter sinken werde. Auch Rafting-Verantwortliche und Fischer stehen dem Projekt sehr kritisch gegenüber. Bei der anschließenden Publikumsrunde meldeten sich ebenfalls viele Zuhörer mit ihren Sorgen zu Wort. Nun ist das Bundesverwaltungsgericht am Zug und muss die insgesamt 23 Einsprüche bearbeiten. Es bleibt zu hoffen, dass die Bedenken von Bürgerinnen und Bürgern einer ganzen Region Ernst genommen werden. Eine Entscheidung wird bis in den Herbst erwartet.
(Text: mams; Foto: Michaela Ofner)