Aktuelle Titelstory

Bei der Planung und Themensammlung für diese Ausgabe ist uns mehrfach der Ortsteil Magerbach begegnet beziehungsweise wurden uns aus verschiedenen Blickwinkeln Informationen zugetragen, weswegen wir uns kurzerhand entschlossen haben, alles zu einem großen Artikel zusammenzufassen und daraus die aktuelle „Titelstory“ zu machen.

Die Geschichte des Ortsteils Magerbach – so schrieb auch unser Chronist Manfred Wegleiter in seinem Magerbach-Artikel in der Dorfblattl- Frühjahrsausgabe von 2015 – würde allein ein dickes Buch füllen. Die Straße an Magerbach vorbei, die schon damals als Transportstrecke für Erze, Salze und andere Handelswaren diente, findet erstmals im Jahr 1320 schriftliche Erwähnung und ist auch in jüngster Zeit wieder ein großes Thema – doch dazu später mehr.

Es war Mitte des 17. Jahrhunderts, als Gregor Neuner, ein Brückenzöllner-Sohn aus Zirl, mit seiner Gattin Maria Tasch nach Magerbach kommt. Das Ehepaar betreibt dort fortan den Gasthof Löwen samt Ökonomie, Sohn Georg erbaut im Jahr 1696 die Heilig-Kreuz-Kapelle, die bis zum Erwerb durch die Gemeinde Haiming im Jahre 2004 mit dem Gasthof Löwen verbunden blieb. Das Wirtshaus wurde 1877 von Johann Kapeller übernommen, im Jahr 1900 erwarben es wiederum die Eheleute Josef und Anna Löffler von diesem. Über die Jahre sah der Gasthof diverse Besitzer und Betreiber. So führt Manfred Wegleiter weiter aus: „1933 geht das Anwesen an die Familie Leitner, 1941 wird Peter Schlögl aus Trins Eigentümer. Von 1967 bis 1977 ist der Löwen im Eigentum der Familie Ried. 1977 kauft Max Kapferer die Liegenschaft, 1990 übernimmt Gerhard Kapferer das Anwesen, 1998 wird Johann Fankhauser Eigentümer. Heute ist der „geschichtsträchtige“ Gasthof im Besitz von Günter Refle.“

Neben der von Georg Neuner erbauten Heilig-Kreuz-Kapelle finden wir am über Magerbach gelegenen „Oachbichl“ ein weiteres Kapellchen, das mehr ein offen dargestelltes Muttergottesbild als eine Kapelle darstellt. Anfänglich war es eine einfache Holzkonstruktion: Vier Säulen, ein flaches Bretterdach, ein Marienbild und eine Bank zum Knien. Viele Haiminger besuchten das Kapellchen gerne am Sonntagnachmittag, doch aufgrund von Sprengarbeiten im nahegelegenen Kalksteinbruch wurde die schon etwas baufällige Konstruktion an einem tiefer gelegenen Ort neu errichtet. Auf Initiative von Josef Kapeller wurde die Kapelle 2019 restauriert und 2020 von Pfarrer Volodymyr eingeweiht. Heute wird sie wieder gerne von vielen Haimingern aufgesucht, die die Ruhe des Ortes zu schätzen wissen. Elena Köll war für uns am „Oachbichl“ und hat diesen besonderen Platz für unsere Titelseite abgelichtet.

Magerbach hat über die Jahrhunderte wechselvolle, teils turbulente Zeiten erlebt. Die laufende Instandhaltung der Brücke stellte eine große Belastung dar, wenn auch Gastronomie und Handel von ihr profitierten. Murbrüche und die mehrmalige Zerstörung der Brücke durch Hochwasser sorgten dafür, dass die „Mitterstraße“ (das Straßenstück von Zirl über Telfs, das Mieminger Plateau und den Holzleiten Sattel) größere Bedeutung für das Verkehrswesen bekam. 1937 kehrte mit dem Bau der „Umfahrungsstraße“ schlussendlich Ruhe in Magerbach ein, viele der alten Hofstellen mussten durch den Autobahn-Bau aufgegeben werden. Zum wirtschaftlichen Aufschwung verhalf die steigende Beliebtheit des Rafting-Sports in den 1980er Jahren, auch heute wird der Weiler stark mit Rafting und Kajak assoziiert.

In den letzten beiden Jahrzehnten stand das Projekt „Ausbau Magerbachweg“ mehrmals auf der gemeindepolitischen Agenda. Bereits im Jahr 2002 fand seitens der Gemeinde erstmalig eine Kundmachung für das Bauvorhaben statt. 2007 erhielt DI Christian Hammerle nach öffentlicher Ausschreibung den Zuschlag für die Straßenplanung. Zur selben Zeit wurden auch die Anrainer zu einer Vorbesprechung eingeladen, damit sie ihre Einwände und Bedenken kundtun können, ein Gutachter sollte die Grundablösen berechnen. Im Zuge der Bauverhandlung kam es zu Einsprüchen der betroffenen Anrainer, in den kommenden Jahren wurde das Projekt mehrmals abgeändert, was schlussendlich zu einer neuen Straßenbauverhandlung im Jahr 2019 führte. Auch dieser Baubewilligungsbescheid wurde beeinsprucht. Im Jahr 2021 entschied der Landesverwaltungsgerichtshof in der Causa zugunsten der Gemeinde, schlussendlich konnte sich die Bürgermeisterin mit allen betroffenen Anrainern Ende 2023 einigen. Die Ablösen erfolgten im Winter 2023 / 24. Aktuell ist der Ausbau in vollem Gange. Die TINETZ hat sich auch an dem Projekt beteiligt, indem sie im Zuge der Bauarbeiten ihre Leitungen mitverlegt und die Gemeinde dadurch, dass nicht abermals aufgegraben werden muss, finanziell unterstützt. Das Bauvorhaben sollte planmäßig Ende August abgeschlossen sein.

(Text: peda; Fotos: Manfred Wegleiter / Chronik Haiming)

By admin

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *