Bericht von Magdalena Götsch zum Aufenthalt: 01.09.2021 – 23.09.2022

Am ersten September 2021 beginnt für mich ein neuer, sehr anderer Lebensabschnitt: Ich komme als Freiwillige in Pozuzo, Peru an, um dort (für vorerst sechs Monate) zu arbeiten.

Warum Pozuzo?

Ich bin vorher bereits beim Freundeskreis für Pozuzo als Freundin dabei gewesen; den neuen Obmann, Emanuel Bachnetzer, kenne ich noch aus der Schule – vier Jahre waren wir in einer Klasse im Meinhardinum Stams. Der „alte“ Obmann Rudi Heinz ist ein Freund meines Vaters. Einige Jugendliche aus Pozuzo kenne ich von früher, als sie Österreich besucht haben. Trotzdem ist es ein anderes Land, mit anderer Sprache (Spanisch) und auf einem anderen Kontinent.

Willst du noch nach Pozuzo?

Zu der Zeit, Sommer 2021, geht es mir gesundheitlich sehr bescheiden. Eine Operation steht im Raum, die Lockdowns haben auch ihre (psychischen) Spuren hinterlassen. „Sie suchen Freiwillige für Pozuzo“, macht mich eines Tages im Juni Papa aufmerksam. Er schickt mir den Zeitungsausschnitt. „Mehr als ablehnen können sie mich nicht“, denke ich mir und bewerbe mich. Im Juli ruft mich Emanuel an: „Magdalena, willst du noch nach Pozuzo? Dann kannst du fahren.“ Meine Arbeit habe ich zu diesem Zeitpunkt bereits gekündigt und ich bin bereit, aufzubrechen.

Durch die Kooperation des „Freundeskreis für Pozuzo“ und des Österreichischen Auslandsdienstes wird monatlich ein Taschengeld überwiesen, von dem man in Peru gut leben kann.

Weite Reise

Zufälligerweise hat Lukas, ein Cousin Emanuels, den gleichen Flug gebucht und wir treffen uns am Flughafen München. Es ist schön, auf so einer weiten Reise nicht ganz allein zu sein. Ich hatte noch nie eine W-Lan-Verbindung benötigt und kenne mich nicht gut aus mit Flugreisen. Das wird sich im Laufe des Jahres ändern. Von München fliegen wir über Amsterdam nach Lima. In Lima bringt uns Meryllin vom Flughafen zum Bus, den wir gerade noch erreichen. Zehn Stunden später stehen wir in Oxapampa und werden von einem Taxi in das zwei Stunden entfernte Pozuzo gebracht.

Eine neue Familie

Endlich in Pozuzo angekommen bin ich übermüdet und möchte am liebsten nur noch schlafen. Knappe 24 Stunden sind vergangen, seit ich vom Flughafen-Taxi abgeholt wurde. Josefa Egg Heidinger und David Ballesteros Bautista, sowie ihre Tochter Norma Ballesteros Egg, die durch einen Unfall taubstumm ist, heißen mich in ihrem Haus willkommen. Hier soll ich zirka zwei Wochen wohnen bleiben. Aus den zwei Wochen werden insgesamt sechs Monate (September bis Dezember 2021, März – April 2022), die ich bei meiner „familia pozucina“ verbrachte. Nach den ersten zwei Wochen bin ich so in Pozuzo angekommen, dass ich bitte, ein Jahr bleiben zu dürfen. Zehn Monate – so lange wie auch die Zivilersatzdienstleistenden Clemens und Brandon bleiben, so lange darf auch ich im Rahmen meines Auslandsdienstes bleiben. Im Jänner und Februar 2022 wohne ich bei Frau Maria Egg, die zwölf Saisonen im Zillertal gearbeitet hat und eine Cousine von Josefa, meiner pozucinischen Mama, ist. Von Mai bis Juli bin ich dann bei Teresa Vasquez Westreicher und ihrer Familie; Moses, der Ehemann von Teresa ist wiederum mit David, meinem pozuzinischen Papa, verwandt. Ab August 2022 bis zu meiner Abreise wohne ich bei Nilton Crisanto Koch und seinen Eltern Carolina Koch Ramires und Zacarías Crisanto Rofner (eigentlich Rufner).

Ich bin unendlich dankbar für die Erfahrungen, die ich sammeln durfte, für die Menschen, die ich getroffen habe und die zu einer zweiten Familie geworden sind.

Seit ich wieder in Österreich bin, ist nicht ein Tag vergangen, an dem ich nicht mit einer Person aus Peru in Kontakt war.

Wir wachsen mit unseren Aufgaben

Ich habe Schülerinnen und Schüler, denen ich abends Deutschunterricht gegeben habe, bin mit (Deutsch-) Lehrpersonen befreundet. Ich habe Spanisch gelernt, als ich an der Kasse im Museum Schafferer bei Eva Solleder de Ballesteros mit meinem Wörterbuch versucht habe, den Touristen ihre Fragen zu beantworten. Beim Padre im alten Pfarrhaus haben Clemens und ich Ordnung ins Chaos gebracht und Bekanntschaft mit echten Bücherwürmern, Kakerlaken und Fledermäusen geschlossen. Überhaupt darf ich behaupten, dass ich sehr viel weniger Angst vor Insekten habe als vor meiner Reise nach Peru. Generell gibt es sehr viel Tiere und mein Kontakt war relativ eng: Hunde, Katzen, Schafe, Rinder, Pferde, Gottesanbeterinnen und Giftschlangen, Affen und Kaninchen, Hennen und Würmer.

Es sind die Begegnungen mit Menschen, die das Leben so lebenswert machen. (Guy de Maupassant) Aber am schönsten war es in einem fremden Land so viel menschliche Herzenswärme zu empfangen. Ich danke Gott dafür, dass ich diese 13 Monate in dem wunderschönen Land verbringen durfte, das zu meiner zweiten Heimat wurde und, dass jedes Erlebnis, jeder Moment (manchmal erst im Nachhinein gesehen) positiv war!

Ich freue mich über Nachfragen, Freundschaftsanfragen oder sonstige Nachrichten auf Instagram, wo man auch viele Momente meines Auslandsaufenthaltes finden kann: @makka.qi

Un abrazo fuerte – eine feste Umarmung

Magdalena

PS: Ein Dankeschön an den Freundeskreis für Pozuzo und den Circulo de amigos de Tirol sowie den Österreichischen Auslandsdienst für die wunderbare Gelegenheit, Pozuzo und Peru im Rahmen des Freiwilligendienstes kennenlernen zu dürfen.

(Text und Fotos: Magdalena Götsch)

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