Im Zuge der Vorbereitungen zur 40 Jahr-Feier der Vinzenzgemeinschaft folgte ich der Einladung von Werner und Uschi Weibold. Bei selbstgeröstetem Kaffee erzählen die beiden von ihrer Vereinstätigkeit.
Sein Wirken im Verein begann bereits mit der Gründung 1984 mit zarten 22 Jahren durch den damaligen Pfarrer Heinrich Thurnes als Schriftführer. Auf meine Frage, ob er sich aktiv um einen Platz im Vorstand beworben hat, meint er schmunzelnd: „Thurnes wollte unbedingt eine Vinzenzgemeinschaft in Haiming und hat schlussendlich auch mich gefragt, ob ich mitarbeiten will“. Seit 2019 fungiert er nun als Obmann, den Posten der Schriftführerin hat seine Frau Uschi übernommen. Cornelia Schöpf als Kassierin und Veronika Wallnöfer die Stellvertreterin, Pfarrer Kidane ist geistlicher Beirat.
Eine Vinzenzgemeinschaft gibt es nicht nur in Haiming und Ötztal- Bahnhof. Allein in Tirol gibt es über 80 davon. Alle verfolgen jedoch dasselbe Ziel: Mitmenschen in Notlagen soll schnell, unbürokratisch und vor allem diskret Unterstützung zu teil werden. Je nach Problemstellung werden unter anderem auch gemeinsam mit Organisationen wie der Caritas und Dowas Lösungen gesucht und gefunden. Jede Gemeindebürgerin und jeder Gemeindebürger in einer Notlage kann sich melden. Unabhängig vom Alter, der Herkunft oder des Religionsbekenntnisses sind alle herzlich willkommen.
„Die Vinzenzgemeinschaft ist ein Verein für Jung und Alt“, liest man in der Vereins-Chronik. Das gilt nicht nur für Hilfsbedürftige und Helfende, sondern auch für alle, die die Geselligkeit bei Kartenspielen, Kaffee und Kuchen schätzen. Füreben das hat sich schon zur Zeit der Gründung der Mittwochnachmittag eingebürgert und ist für viele bereits zur Tradition geworden. Begonnen haben die Treffen im Untergeschoss der Volksschule, mit dem Neubau des Kindergartens im Jahr 1997 wechselte man in das dortige Untergeschoss. Seit 2017 finden die Treffen im Nebengebäude des Gemeindezentrums im Mehrzweckraum im ersten Stock statt. Ich staune nicht schlecht, als Werner mir sagt, dass sich hier regelmäßig fast dreißig Leute treffen. Diese Zusammenkünfte sind im Übrigen nach wie vor für den Großteil der Spendengelder, mit denen der Verein Menschen hilft, verantwortlich. 14 Mitarbeiterinnen der Vinzenzstube versorgen die Besucher abwechselnd mit Kuchen Kaffee und Getränken. Mit dem gesamten Erlös können einige Notlagen gelindert werden.
„All dies gelang über dreißig Jahre lang unter der Federführung von Ludwig „Luggi“ Köll, der im Jahr 2015 in die wohlverdiente Pension gegangen ist und für seine Verdienste auch mit dem Ehrenring ausgezeichnet wurde. Er hat das Zepter dann an Vroni Wallnöfer übergeben, seit 2019 darf ich mich mit Unterstützung der 12 Vinzenzgeschwister im Vorstand um diese Agenden kümmern“, erzählt Werner stolz. Dass er der Richtige für diese Position ist, zeigt sich auch durch die Ideen, die er gerne verwirklichen möchte und die weit über monetäre Unterstützung hinausgehen. „Wir bekommen immer wieder mit, dass speziell ältere Leute Herausforderungen mit Smartphones oder offiziellen Anträgen haben“, erzählt Werner und berichtet hier gleich von seiner Odyssee, die den Namen Handwerkerbonus trägt. „Ich hab‘ mir gedacht, wir führen neben den Mittwochstreffen etwa einmal im Monat so eine Art Sprechstunde ein. Leute könnten dann spontan mit ihren Anliegen vorbeikommen, und ich oder wir helfen weiter, wo wir können. Genauere Termine werden wir noch bekanntgeben.“ Eine Initiative, die bestimmt Anklang finden würde.
Auf meine Frage, wie denn die Hilfen zu den Hilfsbedürftigen kommen, erzählt Uschi: „Wir erfahren meistens von den Menschen, die Unterstützung brauchen, durch deren direktes Umfeld. Die Betroffenen melden sich selten selbst bei uns. Oft sind
es Hemmungen oder Scham, die all jene, die es wirklich brauchen würden, daran hindern, auf sich aufmerksam zu machen. Man möchte oft mit aller Kraft selbst aus der Notlage kommen oder fürchtet, dann mit einer Art Stigma der Bedürftigkeit bedacht zu werden. Wir möchten aber auch an dieser Stelle dazu aufrufen, dass sich alle gern bei uns melden können, wir gehen mit allen Informationen hundertprozentig diskret um.“
Im Laufe des Gesprächs entsteht die Idee, dass der Kummerkasten, den unsere Bürgermeisterin Michaela Ofner eingeführt hat, auch für diese Zwecke genutzt werden kann. Auf diese Weise können Anfragen oder Hinweise komplett anonym getätigt werden. Michaela Ofner wurde kurz nach dem Gespräch über die Idee informiert und war begeistert davon. Wir dürfen also offiziell dazu aufrufen, Hinweise oder Anfragen für die Vinzenzgemeinschaft in den Kummerkasten der Gemeinde einzuwerfen.
Wie kann man mitmachen?
Die Vinzenzgemeinschaft freut sich stets über freiwillige Helferinnen und Helfer, die bei ihren Projekten tatkräftig unterstützen und mitarbeiten. Alle, die gerne einmal einen Kuchen für die Mittwochs-Treffen backen möchten, sind herzlich dazu eingeladen. Freiwillige Spenden sind auch immer herzlich willkommen – hierfür kann gern folgendes Spendenkonto genutzt werden:
Raiffeisenbank Silz-Haiming und Umgebung IBAN: AT38 3631 6000 0402 6308
40 Jahre Vinzenzgemeinschaft – ein Grund zu feiern!
Es war der 4. Dezember 1984, als die Vinzengemeinschaft in Haiming ins Leben gerufen wurde. Das 40-jährige Bestehen musste natürlich gebührend gefeiert werden. Am Samstag, den 28. September 2024, beging man daher gemeinsam den Festgottesdienst in der Pfarrkirche Haiming und traf sich anschließend um 20 Uhr in der Vinzenzstube. Da Bilder bekanntlich mehr als tausend Worte sagen, lassen wir diese hier von der Feier erzählen.
(Text: peva/peda; Fotos: Vinzenzgemeinschaft Haiming)