Silberbuam
Eine Einladung zum Tirolerabend – wie schön! Am elften Oktober darf ich als Vertreterin vom Haiminger Blattl zum Saisonabschluss ins Posthotel Kassl nach Ötz kommen.
Die uralte Zirbenstube des Hotels bietet einen wunderbaren stimmigen Rahmen für den letzten Auftritt dieses Jahres. Während sich die freien Plätze nach und nach mit Hotelgästen füllen, komme ich mit Obmann Johannes Scherl ins Gespräch. „Früher hatten wir teilweise bis zu 80 Auftritte über das gesamte Jahr verteilt. Inzwischen sind wir aber bei einem guten Mittelmaß angekommen.“, erzählt Johannes. „Im Sommer 2024 hatten wir insgesamt 15 Tirolerabende. So bleibt einfach mehr Zeit für Proben und eine gute Vorbereitung.“ Während vor einigen Jahren die Buchungen der Tanzgruppe hauptsächlich über Hotels erfolgten, werden inzwischen zahlreiche Fixauftritte durch den Ötztal Tourismus vermittelt. „Derzeit geht der Trend aber eher weg von Hotels in die Richtung, Tirolerabende auf Almen auszurichten.“, führt Johannes weiter aus.
Kurz später beginnt die Vorführung in der inzwischen voll besetzten Zirbenstube. Mit viel Leidenschaft und Begeisterung zeigen die jungen Mädchen und Burschen ihr anspruchsvolles Programm aus Tänzen und Plattlern, begleitet werden sie vom 17-jährigen Luca auf der Steirischen. Und der Obmann tanzt natürlich selber auch mit.
Gegründet wurden die Silberbuam im Jahr 1964, sechs der Gründungsmitglieder sind noch immer aktiv am Vereinsleben beteiligt. Die erste Jugendgruppe entstand 1969, welche aber nach nicht ganz zehn Jahren wieder aufgelöst wurde. Die Jugendarbeit in der aktuellen intensiven Form nahm kurz nach der Corona-Pandemie Fahrt auf. Scherl erinnert sich: „Wenn ich im Dorf unterwegs war, hielt ich immer Ausschau nach potenziellen neuen Mitgliedern. Wenn ich irgendwo mit einer Gruppe Kinder oder Jugendlichen ins Gespräch gekommen bin, frage ich nach, ob denn grundsätzlich Interesse an den Silberbuam besteht.“ Der nächste Schritt war es natürlich, die Eltern mit ins Boot zu holen. „Ich bin von Haustür zu Haustür gezogen, habe geläutet und unzählige Gespräche geführt.
Die Vereinsarbeit mit Kindern kann nur dann funktionieren, wenn die Eltern mit Überzeugung dahinterstehen.“ Seine Idee: Ein Kennenlern-Abend für die interessierten Familien mit der Möglichkeit, Einblick in das Vereinsleben zu erhalten und Fragen stellen zu können. Die Umsetzung war ein voller Erfolg! Mit zahlreichen neugierigen Kindern und Jugendlichen startete schließlich der Probenbetrieb. Aktuell zählen die Silberbuam 35 bis 40 aktive Tänzer, davon sind 25 Kinder beziehungsweise Jugendliche.
Inzwischen haben die jungen Plattler eine Verschnaufpause, während die Ehrungen für langjährige Hotelgäste stattfinden. „Ein Tirolerabend ist körperlich schon fordernd, so bleibe ich fit“, lacht Johannes. Ich sitze gemütlich „backstage“ mitten im Geschehen und beobachte das geschäftige Treiben. Kostüme werden zusammengesucht und angezogen, es wird viel gelacht und bereits überlegt, wen man sich für den Gästetanz aus dem Publikum aussucht.
Was während eines Auftrittes so leicht ausschaut, ist jedoch mit Arbeit, Fleiß und Engagement verbunden. Die Betreuung der Kindergruppen übernimmt Johannes zum größten Teil selbst. Vor allem in der Anfangszeit, wo zahlreiche neue Tanzschritte und Plattler erlernt werden müssen. „Nicht jeder macht dabei die gleich schnellen Fortschritte.“, erklärt er. Mit viel Einfühlungsvermögen und Freude an seiner Arbeit schafft er es jedoch immer, die Gruppe zusammenzuhalten. „Ich schaue dann auch immer, dass sich keine kleinen Grüppchen bilden und keiner ausgeschlossen wird. Das gute Miteinander ist mir ein großes Anliegen“. Dass nicht immer alle „dabeibleiben“ und ein fester Bestandteil der Silberbuam werden, sieht er gelassen, der Spaß soll auch im Vordergrund stehen!
Mit Stolz können die Silberbuam auf ein erfolgreiches und intensives Jahr 2024 zurückblicken. Höhepunkte der Saison waren unter anderem die Ausrichtung des Kathreintanz im November im vollbesetzten Oberlandsaal oder die gelungene Jubiläumsfeier 130 Jahre Brauchtum Anfang September in Zusammenarbeit mit den Schützen.
2025 wollen sie deshalb etwas ruhiger angehen. „Oft kommt dann halt viel Unvorhergesehenes“, ergänzt Johannes. Ein Fixpunkt ist z.B. die jährliche Obleutetagung im März im Probelokal Haiming, an der die Vereinsvorstände der 24 Plattlervereine des Trachtenverbandes Oberland mit Außerfern teilnehmen. Ebenfalls in Planung ist die Ausrichtung der vierten Kinder- und Jugendolympiade, einem großen Fest mit Spielenachmittag. Nicht fehlen darf natürlich der große jährliche Ausflug mit allen Tänzern als Dankeschön für ihren Einsatz.
Mit dem Knappentanz findet der Tirolerabend einen beeindruckenden Abschluss. Zur Belohnung gibt es für die fleißigen Tänzer im Anschluss ein gemeinsames Abendessen. An diesem Punkt verabschiede ich mich und mache mich auf den Heimweg.
Mitmachen können Kinder ab zehn Jahren, bei Interesse freut sich Obmann Johannes Scherl über eure Anrufe beziehungsweise jegliche Kontaktierung.
Ich möchte mich bei den Silberbuam für die Einladung und den unterhaltsamen Abend sowie bei Johannes für seine Ausdauer beim Fragen beantworten bedanken und alles Gute für die kommende Saison wünschen.
(Text: peva, Fotos: Silberbuam)