Ein Gipfelkreuz ist Markierung eines Gipfels, religiöses Symbol, Ziel für Wanderungen, Orientierungshilfe und beliebtes Fotomotiv. Das von Mitgliedern der Bergwacht erbaute Kreuz am Tschirgant (2.232m) kennzeichnet seit fünf Jahrzehnten den höchsten Punkt unserer Gemeinde und wurde im Juli 2022 erneuert. Seit 14. Juli 1972 harrte das „Haiminger Gipfelkreuz“, unerlässlich Wind und Wetter ausgesetzt, am höchsten Punkt Haimings aus. In den vergangenen Monaten wurde es auf Initiative der Bergwacht Haiming-Silz und einiger Bergfreunde erneuert.


Im Mai wurde das alte Kreuz abgebaut – es wurde von den jahrzehntelangen Wettereinflüssen und etlichen Blitzeinschlägen in Mitleidenschaft gezogen.

Die Erneuerung stand schon länger im Raum, da der Zustand des alten Gipfelsymbols nach mehreren litzeinschlägen und den jahrzehntelangen Umwelteinflüssen einer dringenden Sanierung bedurfte. Stefan Leitner, Simon Wegleiter, Klaus Hiel (Einsatzstellenleiter der Bergwacht Haiming), dessen Gattin Ulli Hiel und Bernhard Haslwanter (Hüttenwirt und Hirte auf der Haiminger Alm) initiierten zu Jahresanfang 2022 das Projekt „Haiminger Kreuz“ und durften sich schon nach kurzer Zeit über die finanzielle Unterstützung der Gemeinde und etlicher Unternehmen, Privatpersonen sowie über die logistische Mithilfe von einigen Gemeindebürgern freuen.
Das alte Kreuz wurde Mitte Mai abgebaut, das neue beinahe auf den Tag genau fünfzig Jahre später – am Juli 2022 – aufgestellt. Unzählige ehrenamtliche Stunden der Planung und Ausführung waren für
dieses Projekt notwendig, das Ergebnis konnte sich bei der feierlichen Segnung am 21. August 2022 sehen lassen. Rund hundert Bergbegeisterte waren dabei, als Theologe Peter Haslwanter (er ist in Haiming aufgewachsen und extra für dieses Ereignis aus Niederösterreich angereist) im Rahmen einer Gipfelmesse den Segen sprach.


Sonnenschein und gute Stimmung bei der Einweihung der Haiminger Alm. Die Besucher wurden bestens mit Speis und Trank versorgt.

Das Projektteam hatte im Zuge der Planung schwierige logistische Fragen zu klären, für den Bau des neuen Kreuzes war viel Knowhow gefordert – das Haiminger Blattl hat bei den Initiatoren näher nachgefragt:

Wie kam es dazu, dass das Haiminger Kreuz in diesem Jahr erneuert wurde?

„Nachdem uns einige Gemeindebürger darauf angesprochen und freiwillige Helfer aus einer Gruppe von Haiminger Bergfreunden ihre Unterstützung angeboten haben, konnten wir von der Bergwacht das Projekt angehen. Dass es nun genau zum fünfzigjährigen Kreuz-Jubiläum geklappt hat, ist sensationell.

Nach etlichen Zusammenkünften, bei denen es vor allem um die Gestaltung des Kreuzes, aber auch um die Arbeitseinteilung rund um den Ab- und Aufbau ging, wurde das neue Gipfelkreuz mit Unterstützung der HTL Imst (Zimmerei/Bautechnik) und der Tiroler Fachberufsschule für Metalltechnik, in der ich als Fachlehrer tätig bin, sowie einigen lokalen Unternehmen und ehrenamtlichen Helfern gebaut. Von der Planung über den Bau bis hin zum Transport auf den Gipfel hat alles reibungslos funktioniert. Wir waren tatsächlich ein gutes Team.”
(Klaus und Ulli Hiel aus Ötztal Bahnhof, die die Einsatzstelle der Bergwacht Haiming-Silz leiten.)


Die interviewten Projektinitiatoren vor dem neuen Gipfelkreuz, von links nach rechts: Simon Wegleiter, Stefan Leitner, Ulli Hiel, Klaus Hiel, Bernhard Haslwanter

Euer Projekt wurde des Öfteren als Generationenprojekt bezeichnet. Was
steckt dahinter?

„Mein Großvater Paul Leitner war 1972 dabei, als das Gipfelkreuz – damals
wurde es noch auf den Gipfel getragen – errichtet wurde. Das war mit ein Grund
dafür, warum ich mit Herzblut beim Neubau dabei war. Da kamen viele Emotionen
hoch. Diese Erlebnisse werden in unserer Familiengeschichte festgeschrieben und
bleiben für mich unvergesslich.“ (Stefan Leitner, Ötztal Bahnhof)

Unzählige ehrenamtliche Stunden sind ein derartiges Vorhaben zu investieren
– welche Motivation gab es dafür?

„Es macht stolz, wenn man solch ein Projekt mitinitiieren und nach der vielen Arbeit vor einem derartigen Ergebnis stehen darf. Dass trotz der wetterbedingen eintägigen Verschiebung der Einweihungsfeier derart viele Leute zum Kreuz gepilgert sind und an der Gipfelmesse teilgenommen haben, war für mich der Beweis dafür, dass wir mit der Projektumsetzung ins Schwarze getroffen haben.

Es war beachtlich, was wir nach unserer akribischen Planung und guten Zusammenarbeit erreichen konnten – ein ehrenamtliches Team, das seitens der Kompetenzen bunt gemischt war und auch immer auf die Mithilfe von Unterstützern aus unserer Gemeinde zählen konnte, durfte einen Meilenstein für Haiming
setzen. Rund um dieses Projekt gibt es viele Geschichten, die man unseren Nachkommen im Rahmen einer Wanderung zum höchsten Punkt unserer Gemeinde erzählen kann.“
(Simon Wegleiter, Haiming)

Wenn man das neue Gipfelkreuz betrachtet, kann man sich denken, dass viele
Mühen investiert wurden. Wie muss man sich den Bau eines Gipfelkreuzes
vorstellen?

„Zuallererst stellte sich die Frage, aus welchen Materialien und in welcher Größe das Kreuz gebaut werden soll. Parallel dazu machten wir uns auch Gedanken darüber, wie es sich durch ein besonderes Aussehen von anderen Gipfelkreuzen unterscheiden kann. Letztendlich haben wir uns für die Kombination von Lärchenholz und Metall entschieden.

Nachdem die Entwurfsplanung abgeschlossen war, wurde ein Projekt an der HTL Imst, das ich als Fachlehrer leiten durfte, ins Leben gerufen. Am Kreuz haben sowohl Schüler als auch Teile meines Kollegiums ihr Können unter Beweis gestellt, die Motivation und der Einsatz waren groß. Neben dem konstruktiven Holzschutz war auch der Blitzschutz eine der Herausforderungen, die gemeistert werden mussten – das neue Kreuz soll ja mindestens wieder ein halbes Jahrhundert Wind und Wetter trotzen.

Nach der Fertigstellung des neuen Gipfelkreuzes wurde es von Wolfgang Bair über den Fahrweg auf die Haiminger Alm transportiert. Von dort aus ging es mit dem Hubschrauber weiter zum Gipfel, wo einige Wochen vorher von uns ein neues Fundament vorbereitet wurde. Man kann wirklich sagen, dass alles nach Plangelaufen ist.“
(Bernhard Haslwanter aus Haiming, Hüttenwirt und Hirte auf der Haiminger
Alm sowie Fachlehrer an der HTL Imst)


Unzählige Bergfreunde pilgerten am 21. August zum Haiminger Kreuz, um an der Gipfelmesse teilzunehmen

Nach der Segnung des neuen Gipfelkreuzes, bei der sich Vizebürgermeister Christian Köfler bei allen Beteiligten, Helfern und Sponsoren im Anschluss der Messe bedankte, fand am 21. August auch die feierliche Segnung der neu renovierten Haiminger Alm statt. Im Rahmen des darauffolgenden Almfestes richtete Bürgermeisterin Michaela Ofner noch Dankesworte an alle, die für das Zustandekommen des Projektes verantwortlich zeichneten.

(Text und Bilder: Simon Wegleiter)

By Eva

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *