Künstler, Restaurator und Landwirt

Mit dem Abriss des 1961 in unmittelbarer Nachbarschaft zum Gemeindehaus errichteten alten Gerätehauses der Freiwilligen Feuerwehr Haiming im Jahre 2015 verschwand auch ein Fresko, das den Heiligen Florian zeigte. Geschaffen wurde das Werk im Jahre 1967 vom Ötztaler Künstler Franz Xaver Pizzinini, dem wir an dieser Stelle ein Porträt widmen.


Barbara Geisler geb. Pizzinini, ihre Schwester Regina Pizzinini und Walter Falkner haben mit dem soeben erschienenen Buch dem Künstler Franz Xaver Pizzinini ein bleibendes Andenken geschaffen.

Die Vorfahren des begabten und noch in vielen Gemeinden Tirols durch seine Werke präsenten akademischen Malers und Restaurators, stammen aus dem ladinischsprachigen Alta Badia (Abtei).

Sein Vater Peter Paul wurde 1873 in Stern, einer Fraktion von Abtei, geboren und wuchs in einer kinderreichen Familie auf. Schon in jungen Jahren musste er sich Arbeit in Gröden suchen, besuchte dort eine Kunstschule und zog später nach Österreich, wo er sich schließlich der Malerei und Restaurierung von Kirchen zuwandte.

Seine beeindruckendsten Werke hat er in den Kirchen von Rinn und Lans geschaffen. Peter Paul Pizzinini starb am 28. Juli 1964 in Wattens.

Franz Xaver Pizzinini wurde am 3. August 1910 in Hall in Tirol geboren, von wo auch seine Mutter Maria Weiß stammte. Nach dem Besuch der Volksschule absolvierte der begabte Schüler die Staatsgewerbeschule in Innsbruck und die private Zeichen- und Malschule Kirchmair.

Eine wertvolle Einführung in die künstlerische Praxis erfuhr er durch die Mitarbeit bei seinem Vater und den gemeinsamen Restaurierungsarbeiten in verschiedenen Kirchen im Raum Innsbruck. Nach der erfolgreichen Ablegung der Meisterprüfung für das Gewerbe der Dekorationsmalerei und Vergoldung im Jahre 1933 begann er das Studium an der Akademie der bildenden Künste in Wien. Seine Studienreisen führten ihn nach Padua, Venedig und Florenz.

In München intensivierte er zwischen 1938 und 1944 seine Studien an der Akademie der bildenden Künste bei Professor Franz Klemmer. Während des Studiums wurde er in die deutsche Wehrmacht einberufen. Noch vor Kriegsende arbeitete er mit seinem Vater an der Restaurierung der Kaplaneikirche zum Hl. Antonius in Niederthai. Hier lernte er dann auch seine spätere Frau Regina Auer kennen.

Am 6. April 1953 heiratet er Regina, die Bäuerin vom Sennhof Nr. 24 in Niederthai – das Ehepaar bekommt die fünf Kinder Anton, Rosa Maria, Barbara, Regina und Franz. 1954 meldet Franz Xaver das Gewerbe für Dekorations- und Restaurierungsmalerei mit Sitz in Niederthai an. 1959 erfolgt der Startschuss einer langwährenden Zusammenarbeit mit dem Bundesdenkmalamt und im selben Jahr übersiedelt die Familie Pizzinini in den neuen Bauernhof auf die Niederthaier „Grube“. Von 1945 bis zu seinem Tode schuf der Künstler eine Vielzahl an Fresken für profane und sakrale Gebäude. Er war aber auch ein gefragter und begabter Porträtist. In den Wintermonaten beschäftigte sich der nebenberufliche Landwirt in seiner Werkstatt mit Restaurierungs- und Vergoldungsarbeiten in seiner Werkstatt.

Mitten in seinem Schaffen erlitt Pizzinini im Jahre 1972 einen Schlaganfall, durch den er bei seiner künstlerischen Arbeit erheblich beeinträchtigt wurde. Am 8. Mai 1974 starb der angesehene Künstler in Folge eines weiteren Schlaganfalles.


Der Künstler bei einer Auftragsarbeit in Längenfeld.

„Sein Leben war geprägt von Entbehrung, Verzicht, Fleiß und Bescheidenheit“, schreibt im Vorwort der Mitautor des soeben im Eigenverlag erschienen Buches „Franz Xaver Pizzinini – Künstler“, der Chronist Walter Falkner, über das Wesen des Mannes, der neben seiner künstlerischen Tätigkeit gemeinsam mit seiner Ehefrau und den Kindern die harte Arbeit am Bergbauernhof zu bewerkstelligen hatte.

Sohn Anton Pizzinini assistierte seinem Vater bei einigen Aufträgen. Er erinnert sicher gerne an die Zeit, vor allem an das erste gemeinsame Projekt, die Innenausstattung der Kaplaneikirche in Niederthai. „Die Arbeit mit meinem Vater war sehr lehrreich, er war meist ein stiller Lehrer und Chef und nebenbei erzählte er mir aus seinem Leben. So berichtete er mir von der Zeit, als er mit dem Fahrrad von Hall nach Vent zu einem Auftrag fuhr, auf diese Weise kam er dann auch nach Niederthai, wo er meine Mutter kennenlernte. Mit Stolz schaue ich auf seine großartigen Werke, darunter die Fassade des Gasthofes Stern in Oetz“, erzählt Anton Pizzinini.

Tochter Barbara Geisler, wohnhaft in Ötztal-Bahnhof, geb. Pizzinini, betont: „Wir wollten mit dem Buch unserem Vater ein Andenken schaffen. Es war auch höchste Zeit, denn viele seiner Werke sind aus verschiedenen Gründen nicht mehr auffindbar oder wurden durch Abbrucharbeiten vernichtet. Außerdem hat unser Vater keine genauen Aufzeichnungen hinterlassen, so haben wir für das Buch viel Zeit für die Recherche aufgewendet.“

„Wir sind mit der Kunst aufgewachsen. Mein Vater war Künstler. Ich erinnere mich gerne an seine Werkstatt. Auf einer Wand hing eine große Rolle Papier, auf der wir schon als Kinder sehr früh zeichnen, malen und vor allem schmieren durften. Ich habe in bildnerischer Erziehung maturiert, das Zeichnen hat mein Architektur-Studium begleitet. So richtig malen angefangen habe ich in der Freiheit von Los Angeles. Es entstanden vorwiegend Selbstporträts und Aktbilder, aber auch Eindrücke von den verschiedenen Stimmungen des Pazifiks“, schreibt Tochter Regina Pizzinini, Architektin.

Franz Xaver Pizzinini fand seine letzte Ruhestätte am Friedhof in Umhausen, neben der Pfarrkirche, an deren Südwand er einst die alten Fresken freigelegt und restauriert hatte.



(Text: Manfred Wegleiter, Bilder: privat, Familien Geisler-Pizzinini)

By Eva

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