Eine Rückblende von Roman Kopp

In meiner frühesten Jugend war um die Weihnachtszeit und zu Neujahr genügend Schnee zum Rodeln und Skifahren am Haimingerberg. An den Wochenenden stapften ganze Scharen in steilem, felsigem, zeitweise eisigem Gelände, im Wald hinauf zum Bödele.

Dort angekommen bewunderte ich die älteren Skifahrer mit den langen Holzskiern und Kabelbindungen. Auf meinen gebrauchten Skiern war die Bindung mit Lederriemen und Lederschnalle angebracht. Tischlermeister Willi Leitner hat mir die herausgebrochenen Stahlkanten verleimt und angeschraubt. Die Ski habe ich selbst lackiert.

An einige der mutigen Burschen erinnere ich mich noch heute. Das waren Bernhard Kapeller „Pfutsch“ (Tischlermeister), Herbert Koller (Elektromeister), Rudolf Schlatter und viele andere, die auch im Tiefschnee gut unterwegs waren. Auch die jüngeren waren sehr eifrig und motiviert wie Pepi Schiechtl „Zenzn“ (Briefträger), Rudolf Stigger „Wagners“ (Elektromeister), Paul Donik, Josef und Johann Leitner „Zedler“. Mit Josef Leitner machte ich eine Wanderung mit den Schiern auf den Schultern zu Fuß von Haiming über das Sattele, die Feldringer Böden, weiter über Marlstein quer durch die verschneiten Hänge weiter bis ins Kühtai. Dort wohnten wir in einer Almhütte, den Proviant hatten wir im Rucksack, ein Holzherd war vorhanden und wir machten uns Kaffee, mittags gab es meist Nudelsuppe mit Frankfurter oder Spaghetti. Wir waren sehr glücklich, dass wir dort eine Woche Schifahren konnten.

Mit Paul Donik, der in Ötztal-Bahnhof wohnte, machte ich einen Aufstieg mit geschulterten Schiern von Oetz bis zum Gipfel des Acherkogels. Die Abfahrt vom Bödele bis hinunter zur Bundesstraße war ein herrliches Gelände auch bei weniger Schnee, da wir über Wiesen ohne Steine fuhren. Oberhalb vom „Simeles Pill“ war viel Freiraum, dort war die Möglichkeit langsamere Skifahrer zu überholen. Am letzten Stück dieser wunderschönen Abfahrt riskierten manche Schifahrer die Einfahrt in das sogenannte Kanonenrohr, in das nur die Mutigsten hineingefahren sind. Dieser Teil war steil, eng und oft eisig, keine Möglichkeit entweder auszuweichen oder zu schwingen, sondern nur noch in höllischem Tempo bis hinunter zur Straße hoffentlich ohne Sturz zu gelangen. Aus dieser Zeit sind mir diese schönen Erinnerungen geblieben.

Nicht immer jedoch waren Stürze ohne Folgen geblieben. Bei einer Abfahrt von Hausegg bin ich gegenüber vom alten Schulhäusl in der Linkskurve zum langen schrägen Schuss mit dem Außenschi eingebrochen, habe mich überschlagen – Oberschenkelbruch. Ein zufällig mit einer Fuhre Heu vorbeikommender Bauer hat mich sofort zum Gasthaus transportiert, wo ich liebevoll mit Decken versorgt wurde. Von dort ging es in Begleitung von Josef Leitner „Zedler“ mit dem Krankenwagen ins Spital nach Innsbruck. Die damalige Therapie bedeutete 100 Tage im Streckverband. Meine Lehre zum Maurer wurde unterbrochen. Baumeister Paul sagte mir damals: „Roman, wenn Du am Bau so eifrig warst wie beim Skifahren, wärst der Beste in meiner Firma.“

Zwei Jahre später stand ich zum ersten Mal wieder auf meinen geliebten Skiern. Roman Kopp, Siedlungsstraße 16, Haiming.

Ergänzung des Chronisten: Über das Internet habe ich Kontakt zu Paul Donik bekommen. Dessen Sohn Holger hat mir dankenswerterweise geantwortet und mir die zwei Fotos mit zusätzlichen Informationen übermittelt. Er berichtet: „Unser Vater kam 1949 nach Haiming, da unser Großvater beruflich in der Umgebung beschäftigt war. Gewohnt hat die Familie in der französischen Offiziersunterkunft an der Kreuzung zur Hauptstraße. Unser Vater war auch fußballerisch im SV Ötztal aktiv und mit Alfred Norkovic in der Tiroler Landesauswahl nach Graz zu den Österreichischen Bundessportspielen eingeladen. 1961 ging er nach Augsburg und zog 1965 nach Gersthofen, wo er bis heute wohnt. An die Schifahrten am Haimingerberg mit seinem Freund Roman kann er sich noch gut und gerne erinnern. Er ist Roman noch viele Jahre im Rahmen dessen Schilehrertätigkeit in Zürs begegnet.“ Manfred Wegleiter, Ortschronist.

(Text: Roman Kopp, Manfred Wegleiter; Fotos: Paul Donik)

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