„Ja, spielen wir eine Runde Tischtennis oder Tischfußball.“

„Nein, ich will einfach einmal meine Ruhe und Musik hören.“ „Ich kenn mich bei Mathe nicht aus, ich frag Erika, ob sie mir helfen kann.“ „Martina hat letzte Woche gesagt, dass wir diese Woche gemeinsam was kochen, hoffentlich ist das heute.“ „Die Schule und daheim, alle nerven total zurzeit, Andrea hat versprochen mit mir einmal alles zu besprechen.“

Egal, was gerade ansteht – Martina Kapeller, Erika Larcher und Andrea Trampusch, die Jugendbetreuerinnen, gehen auf die Wünsche der Jugendlichen ein. Nicht immer eine leichte Aufgabe, suchen Jugendliche zwischen zwölf und 18 Jahren ja oft die Konfrontation, befinden sich in einer Zeit des Umbruches inmitten einer Welt, die es ihnen nicht einfach macht. Dieses individuelle Eingehen auf die verschiedenen Bedürfnisse mit den vielfältigen Angeboten ist das wesentliche Merkmal der offenen in einem Jugendzentrum mit angestellten, einschlägig ausgebildeten Fachkräften, wie der Kantine, im Unterschied zum ehrenamtlichen Fokus der verbandlichen Jugendarbeit.

Leider hat sich die psychische und körperliche Gesundheit unserer Jugendlichen verschlechtert und immer mehr Jugendliche können die Herausforderungen, den Druck, die vielen beunruhigenden Nachrichten schwer verkraften. Gereiztheit, schlechte Laune, Schwierigkeiten beim Einschlafen, Nervosität, Zukunftssorgen und Niedergeschlagenheit treten laut unten angeführter aktueller Jugendstudie vermehrt auf. Verbandliche Jugendarbeit, die in Haiming beispielgebend in vielen Vereinen wie zum Beispiel Musikkapelle, Sportvereinen, oder Feuerwehr angeboten wird, kann diese Herausforderung nicht leisten, muss ja notwendigerweise der Vereinszweck im Zentrum der Aktivitäten stehen. Jugendliche, die noch auf der Suche nach ihren Talenten und Interessen sind, die zu ihrem mannigfachen Stress, keine weiteren Verpflichtungen eingehen können, brauchen flexible, offene Angebote, die keinen weiteren Druck erzeugen.

Die Teilnahme ist freiwillig, was auch bedeutet, dass die Angebote entsprechend attraktiv sein müssen. Eine herausfordernde Aufgabe für Martina, Andrea und Erika den Jugendtreff Kantine immer wieder für neue Gruppen zu öffnen. Eine flexible Orientierung an den Bedürfnissen der Jugendlichen ist wichtig. Offene Jugendarbeit ist ein fixer Grundbaustein in der Sucht- und Gewaltprävention. Ein zentrales Handlungsprinzip der Offenen Jugendarbeit ist die akzeptierende Haltung. Jugendliche werden dort „abgeholt“, wo sie gerade „stehen“, Offene Jugendarbeit ist kein Einmalangebot, sondern verbunden mit einer Kultur der zweiten, dritten und vierten Chance. Die Offene Jugendarbeit ist „zuhörend“ und nicht verurteilend, das Beziehungsangebot steht an vorderster Stelle. Grenzen werden klar gezogen und formuliert, nach Regelverstößen ist die Offene Jugendarbeit bestrebt, Beziehungen aufrecht zu erhalten und eine Klärung anzustreben (Horvath, 2009). Diese Erfahrungen zu machen ermöglichen Martina, Erika und Andrea durch ihre fachliche Kompetenz und persönliche Verbundenheit mit den Jugendlichen. Sie unterstützen sie damit, ihren eigenen Weg im Leben zu finden.

Grundlegende Basis ist eine kontinuierliche Beziehungsarbeit. Deshalb hat sich Claudia Melmer, Obfrau des Jugendprojektes Kanten seit 2012, laufend für möglichst vier Tage Öffnungszeiten eingesetzt und auch erreicht.

Haiming ist in der privilegierten Lage, dass 50 Prozent der Personalkosten der offenen Jugendarbeit seit 1899, der Gründung, vom Land Tirol übernommen werden. Das Land Tirol sieht Offene Jugendarbeit als wesentliche Unterstützung für Jugendliche im Heranwachsen. Die Plattform dafür, POJAT, hat dazu einen sehr informativen Film gemacht: https://www.youtube.com/watch?v=kynFZVFiHbo Leider musste aktuell, verursacht durch ein Missverständnis in der Förderdauer, das Angebot auf drei Tage reduziert werden. Claudia Melmer sieht nun auch die Zeit gekommen, ihre unermüdliche ehrenamtliche Aufgabe an ihre Stellvertreterin Barbara Nagele zu übergeben. Barbara Nagele ist ausgebildete Dipl. Sozialpädagogin und arbeitet schon seit zehn Jahren bei der Arbas Tirol im Projekt Jugendcoaching, also eine perfekte, kompetente Verantwortliche an der Spitze des schon seit fast 25 Jahren existierenden Jugendzentrums, eines der ältesten im ländlichen Raum in Tirol. Mit ihrem ehrenamtlichen Team aus den bereits erfahrenen Personen im Jugendprojekt

Kanten und den angestellten Jugendbetreuerinnen wird sie sich mit voller Kraft einsetzen um in Haiming weiterhin Jugendarbeit in optimaler Qualität anbieten zu können.

(Text: Dorothea Schumacher)

By Eva

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *