Glücklich sein bedeutet nicht, das Beste von allem zu haben, das Beste von allem zu haben, sondern das Beste aus allem sondern das Beste aus allem zu machen…
Waldtraud Neurauter, die Leiterin des Kindergartens Haimingerberg, verabschiedet sich nach vierzig Jahren in den Ruhestand. Sie hat Generationen von Kindern betreut und geprägt, all ihr Wissen, Herzblut und Engagement in ihre Arbeit eingebracht. Nun erzählt sie von sich und ihrer Zeit als Leiterin und Erzieherin in einem Interview.
Für alle die dich noch nicht kennen, möchtest du uns kurz erzählen wer du bist?
Ich bin Waltraud Neurauter geboren 1963 in Larchet am Haimingerberg. Als Tochter von Hermann und Veronika Prantl bin ich die zweitjüngste von fünf Geschwistern. Nach dem Besuch der Volksschule und der Hauptschule habe ich in Pfaffenhofen die damals einjährige Haushaltungsschule absolviert. Anschließend war ich von 1978 bis 1982 an der BAKI in Zams und habe dort die Ausbildung zur Kindergärtnerin abgeschlossen.
1980 gründete ich mit Resi Kuen (geb. Leitner) gemeinsam den Chor Haimingerberg, der bis dato immer noch besteht und aktiv die Gottesdienste mit rhythmischen Liedern musikalisch umrahmt. Ich war Mitglied bei den Jungbauern sowie 15 Jahre im Pfarrgemeinderat Haimingerberg als Schriftführerin tätig. Im Jahr 2017 habe ich vom damaligen Landeshauptmann Günther Platter die Tiroler Ehrenamtsnadel in Gold verliehen bekommen, was mich sehr freute. Im Jahr 1982 kam mein Sohn Manuel zur Welt. 1987 habe ich geheiratet und bin im Jahr 2000 mit meinem Mann und unserem Sohn von Haimingerberg nach Ochsengarten übersiedelt, wo wir den elterlichen Bauernhof meines Mannes übernommen haben.
In der Zwischenzeit sind noch drei Enkelkinder dazu gekommen. Auf unserem Bauernhof haben wir Haflingerpferde, Schafe, Ziegen, Hennen, sowie Katzen und Hasen.
Meine Hobbys sind Wandern, Schifahren, Schneeschuh-Wandern, Schwimmen und Rad fahren. Ich freue mich schon, wenn ich zukünftig wieder mehr Zeit habe diese Hobbys auszuüben.
Du hast den Kindergarten nicht nur vierzig Jahre lang geleitet, sondern auch einen Großteil zu dessen Entstehung beigetragen. Könntest du uns kurz davon erzählen?
Nachdem ich damals meine Ausbildung zur Kindergärtnerin abgeschlossen hatte, war es mir eine große Herzensangelegenheit, bei uns am Haimingerberg auch einen Kindergarten zu eröffnen. Ich suchte das Gespräch mit dem damaligen Bürgermeister Wilfried Stigger und schilderte ihm mein Vorhaben. „Ja Madl“, meinte er, „wenn du mir 15 Unterschriften von den Eltern bringst, dass sie ihre Kinder in den Kindergarten schicken, dann sollst du deinen Kindergarten bekommen.” Diese 15 Unterschriften hatte ich auch schnell zusammen, denn das Interesse an einem Kindergarten bei uns am Berg war groß. Nach Abgabe der Liste bei der Ge- meinde Haiming mit ausreichend Unterschriften und der verbindlichen Zusage der Eltern, beschloss der Gemeinderat die Errichtung und Eröffnung des Kindergartens Haimingerberg und hat mich als Kindergartenleiterin betraut. Dafür bin ich dem ehemaligen Bürgermeister Willfried Stigger heute noch sehr dankbar.
So wurde im Herbst 1982 der Kindergarten Haimingerberg erstmals im Gebäude der Volksschule in einem leerstehenden Klassenzimmer errichtet und eröffnet.
Im Jahr 2011 wurde der Kindergarten in Ochsengarten aufgelöst und seither werden die Kinder in den Kindergarten Haimingerberg gebracht.
An welche Geschichte im Kindergarten kannst du dich noch besonders gut erinnern?
Da fällt mir schnell ein Erlebnis dazu ein. Es ist schon lange her, es war Adventzeit und der Nikolaus sollte in den Kindergarten kommen. Ein Bekannter hat mir fix zugesagt, die Rolle des Nikolaus zu übernehmen. Das Kostüm war schon bereitgelegt, doch niemand kam. Alle Kinder warteten schon voller Vorfreude, ich konnte sie unmöglich enttäuschen. Irgendwie musste ich die Situation retten und mir fiel nur eine Möglichkeit ein. Ich lief hinüber zum Nachbarn, den „Tondl´s Erich“, der gerade beim Kaffee trinken war und bat ihn, mir doch bitte ganz schnell als Nikolaus einzuspringen. Dieser zögerte nicht lange und lief mit mir und seiner Frau wieder zurück in den Kindergarten, schlüpfte mit Unterstützung seiner Frau rasch in das Nikolauskostüm und somit war unser Nikolausfest gerettet.
Eine andere Geschichte, über die ich heute noch schmunzeln muss. 1983, es war das erste Faschingsfest im Kindergarten. Die damalige Volksschuldirektorin, die schon kurz vor ihrer Pensionierung stand, war nicht gerade begeistert über den Fasching und hatte deshalb nie mit den Kindern eine Faschingsfeier abgehalten. Die Kinder taten mir leid, und ich bot der Direktorin an, dass wir gemeinsam ein Fest für die Schule und den Kindergarten machen könnten. Sie meinte nicht gerade begeistert: „Das kannst du gerne machen, aber ich werde dir nur die Würsteln sieden!“ Und so war es dann auch. Die Kinder durften verkleidet zur Feier kommen und ich habe für alle ein Programm gemacht mit Musik, Spielen, Tänzen und allem was so dazugehört. Wie abgemacht gab es dann zur Stärkung auch die „Würstel-Jause.“ Dieses erste Faschingsfest war für alle sehr lustig und so richtig gut gelungen. Bis zum heutigen Tage haben wir dann jedes Jahr den Fasching ausgiebig gefeiert und so wurde den Kindern viel Freude und Spaß vermittelt, wie es meiner Meinung nach im Fasching auch sein sollte.
Wenn du die letzten vierzig Jahre zurückdrehen könntest, würdest du beruflich irgendetwas anders machen?
Das ist gar nicht so leicht zu beantworten. Ich hätte im beruflichen gerne so Manches noch besser gemacht und zeitgemäße Veränderungen durchgeführt. Jedoch fehlten uns im Kindergarten meist die nötigen Räumlichkeiten, um das umzusetzen. Und trotzdem haben wir versucht, das Beste aus unserer Situation zu machen und im wahrsten Sinne des Wortes „eng zusammengearbeitet“. So haben wir zum Beispiel mit unserer derzeitigen Direktorin schon seit Jahren „Englisch im Kindergarten“ praktiziert, sowie die Vorlesezeit eingeführt, indem die Volksschulkinder regelmäßig den Kindergartenkindern vorgelesen haben. Den gemeinsamen Gang haben wir auch manchmal für Yoga-Einheiten mit allen Kindern genutzt.
Diese Zusammenarbeit mit der Volksschule war für die Kinder auch von Vorteil und für mich als Kindergartenpädagogin war der regelmäßige Austausch mit den Lehrpersonen ebenso sehr wertvoll.
Was wird dir nach so langer Zeit als Erzieherin wohl am meisten fehlen, oder hast du eventuell schon daran gedacht, noch einige Jahre länger im Kindergarten zu arbeiten, gerade jetzt, wo das Schul- und Kindergartengebäude neu errichtet wird?
Das wurde ich schon oft gefragt. Da ich meinen Beruf wirklich immer auch als „Berufung“ gesehen habe, gehe ich mit einem weinenden und einem lachenden Auge in meine Pensionierung. Die Kindergartenkinder werden mir natürlich sehr fehlen und auch deren Eltern, mit denen ich immer gerne Gespräche geführt habe und regelmäßig im Kontakt war. Ich bin dankbar für die Unterstützung und das Vertrauen, welches mir in meiner beruflichen Laufbahn am Haimingerberg immer wieder entgegengebracht wurde.
Andererseits bin ich froh mit 60 Jahren in Pension gehen zu dürfen und ich hoffe, dass ich in bester Gesundheit noch vielen schönen Lebensjahren entgegensehen kann.
Es freut mich auch für alle Kinder, Eltern, Kindergartenpersonal und Lehrpersonen, dass ihnen zukünftig mit dem Neubau des Schul- und Kindergartengebäudes ausreichend Räumlichkeiten zur Verfügung stehen werden und diese auch dem heutigen Standard entsprechen werden.
(Text: eggan, Fotos: Waltraud Neurauter, Christoph Nösig)