Gemeindeversammlung am 10. September 2024

Im Juli 2022 wurde vom Gemeinderat einstimmig beschlossen, dass das Haiminger Forchet zum Naturschutzgebiet werden soll. Am 10. September 2024 lud die Gemeinde in den Oberlandsaal, damit einerseits der Stand der Dinge und der aktuelle Vorschlag des zu schützenden Gebiets präsentiert, andererseits über noch auftretende Bedenken und rechtliche Fragen eben dieses Vorschlags diskutiert werden konnte. Das Expertise-Vortragsteam bestand aus Sandra Rinner, Rechtsexpertin des Landes Tirol, Florian Lehne, ebenfalls vom Land Tirol und Experte für Artenvielfalt sowie Thomas Schmarda vom Naturpark Ötztal. Durch den Abend führte Eva-Maria Cattoen.

Gleich mehrere Änderungen wurden getätigt, seit der ursprüngliche Vorschlag des zu schützenden Gebietes im Februar 2023 beim Land eingereicht wurde. Laut Vortrag liegt seit Juni 2024 der finale Vorschlag vor, der im September interessierten Bürgerinnen und Bürgern präsentiert wurde. Man hörte viel über Artenreichtum und Naturvielfalt, über die Rechtsgrundlagen und wie das Forchet als Naturschutzgebiet in den Naturpark Ötztal integriert werden könne.

Dass über das Präsentierte in vielen Belangen nach wie vor Uneinigkei herrscht, wurde spätestens deutlich, als die Diskussion eröffnet wurde. Marianne Götsch, ihres Zeichens stets aktive Verfechterin einer möglichst weitläufigen Schutzvariante, wollte wissen, was passieren müsse, damit man zur ursprünglichen, größeren Variante (126 statt der jetzigen 93 Hektar) zurückkehren könne. Sandra Rinner ließ hierzu wissen, dass auch gegenläufige Interessen gewahrt werden müssen und man versucht habe, mit allen zu reden. Die gesamte Bevölkerung müsse den Vorschlag mittragen und ein kleineres Schutzgebiet sei immer besser als gar keines.

In eine andere Richtung argumentierte Vizebürgermeister Christian Köfler, der sich zwar auch definitiv pro Unterschutzstellung aussprach, doch nur für das Kerngebiet von rund 40 Hektar. Köfler erwähnt hierzu die bereits unter Schutz stehenden 83 Hektar im Tschirgant- Bergsturzgebiet und sagt, man nehme mit dem jetzigen Vorschlag künftigen Generationen sehr viel Handlungsspielraum. Hierzu entgegnet Florian Lehne, dass ein kleinerer Vorschlag nicht zielführend sei, da, wenn man näher an das Kerngebiet heranbauen dürfe, die Kernintegrität verloren ginge und das Kerngebiet somit an schützenswerter Vielfalt verliere. Bei dem jetzigen Vorschlag – hier ist sich die anwesende Expertenrunde einig  sprechen wir vom kleinstmöglichen, der noch sinnvoll ist.

Viele Themen wurden von Expertenteam und Bevölkerung noch heiß diskutiert: Von verfassungsrechtlichen Aspekten über sportliche Veranstaltungen und Freizeitaktivitäten bis hin zu Waldnutzungsrechten wurden alle Themen beleuchtet, die die Haimingerinnen und Haiminger beschäftigen, doch konnten nicht alle Fragen zur gänzlichen Zufriedenheit beantwortet werden, da dies den Rahmen gesprengt hätte. Die Vortragenden stehen jederzeit für Rückfragen zur Verfügung.

Einer abermaligen Behandlung des Themas im Gemeinderat folgt dann ein Begutachtungsverfahren (Naturschutzgebiets- Verordnung und Naturpark-Verordnung), das vier bis sechs Wochen dauert. Am Ende folgt ein Beschluss der Landesregierung und eine Kundmachung im Landesgesetzblatt. All dies kann natürlich nur stattfinden, wenn sich der Gemeinderat auf den Vorschlag einigt.

Kommentar von Thomas Praxmarer:

„Ich halte den letztendlich ausgearbeiteten Vorschlag der Umweltabteilung als vertretbaren Kompromiss. Dieser stellt ein geschlossenes Kerngebiet zwischen Ötztal-Bahnhof und Haiming-Dorf dar, welches überwiegend alle hochsensiblen naturfachkundlichen Bereiche abdeckt. Weiters wurden über 40 Hektar als Entwicklungszonen ausgespart. Diese liegen zum Großteil in wenig sensiblen Bereichen. Der Vorschlag von Vizebürgermeister Christian Köfler lässt sich rechtlich nicht umsetzen und würde nochmal 30 Prozent hochsensible Bereiche nicht berücksichtigen. Marianne Götsch hat viel mit ihrer Bürgerinitiative erreicht. Trotzdem müssen wir für ein gemeinsames Schutzgebiet kompromissbereit sein, damit es von einer breiten Masse der Bevölkerung sowie auch im Gemeinderat getragen wird. Eines ist mir noch wichtig anzumerken: Naturfachkundlich liegt es auf der Hand, aber ein mindestens genau so wichtiger Punkt ist die Naherholung für die Menschen. Wenn ich beobachte, wie vielseitig das Forchet von den Haimingern genutzt wird – von Joggern, Hundehaltern, Sammlern, Schülern oder Pensionisten – so unterstreicht es für mich die Wichtigkeit eines solchen Naturschutzgebietes.“

Das ist der Abgrenzungsvorschlag für das Schutzgebiet, der am 10. September präsentiert wurde. 

(Text: peda; Abbildung: Land Tirol)

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