Der Wunderheiler aus Magerbach

Georgius Antonius Auer wurde am 12. März 1805, um 1 Uhr nachmittags, in Haiming, Magerbach Nr. 112 (später Anwesen Wegmacherfamilie Schaber), geboren. Seine Eltern waren die Bauersleute Gregor Auer und Margreth Schöpf, die am 16. Mai 1803 von Kurat Jakob Neumayr getraut wurden. Für seine spätere Berufung ist es wohl von Bedeutung, dass der Haiminger Wundarzt Anton Stocker sein Taufpate war. Im Gegensatz zu vielen anderen in Tirol tätigen Bauerndoktoren, Badern und Wundärzten, genoss der junge Auer eine höhere Schulbildung. Eine alte Tante förderte das Talent des Buben aus Magerbach und ermöglichte ihm den Besuch des Franziskaner-Gymnasiums in Hall. Mit dem Tod dieser Gönnerin versiegte auch die Geldquelle und so war an einen weiterführenden Studienaufenthalt nicht zu denken. Stattdessen fand er seinen Brotberuf in der Landwirtschaft, ohne dabei sein Wissen über Kräuter und Heilpflanzen brach liegen zu lassen. Seine Begabung im Umgang mit Kranken gründete sich auf der genauen Beobachtung der Abläufe in der Natur. Bereits in jungen Jahren offenbarte sich Georg Anton Auer – von Zeitgenossen als äußerlich derber Bauernbursch beschrieben – als erfolgreicher „Wunderheiler“, der einen regen Zulauf von Patienten hatte. Am 11. April 1836 heiratete er in Haiming Rosina Holzknecht. Vier Jahre später erwarb er den „Gerhartshof“ in Wildermieming und etablierte dort einen erfolgreichen Viehzuchtbetrieb. Seine Erfolge als „Wunderheiler“, der Arme für ein „Vergelt’s Gott“ behandelte und von Begüterten freiwillige Geldspenden und Naturalien als Honorare verlangte, rief auch Neider auf den Plan. Der bäuerliche Zustrom war so groß, dass Vertreter der promovierten Ärzteschaft mehrmals Klage gegen den „Gerhartler“ einbrachten. Die Justiz wies diese Anschuldigungen zurück, und als er einen bayerischen Prinzen heilte, verstummten auch die kritischen Stimmen der studierten Doktoren. So unorthodox seine Heilmethoden, so speziell waren auch die Ordinationsräume des weit über Tirol hinaus bekannten Bauerndoktors. Sonntags, nach dem Besuch der Messe, behandelte er seine Patienten im Gasthaus. Unter der Woche kamen die „noblen Kunden“ aus der Stadt hinauf in den einsam gelegenen Hof. Er behandel- te nach bestem Wissen und Gewissen und mit schier untrüglicher Sicherheit diagnostizierte er den Gesundheitszustand seiner Patienten durch die Urinprobe. Er selbst, bescheiden bis an sein Lebensende am 19. Jänner 1881, lebte nach dem Grundsatz „Rechtschaffene Bauersleit essen, was der Boden geit“. Genussmittel wie Kaffee oder Weißbrot durftennicht auf seinen Hof kommen. Der „Gerhartler“ Anton Auer hinterließ bei seinem Ableben kistenweise Dankesschreiben und seine wertvolle Rezeptsammlung. Der Arzt Dr. in der Praxis verwenden. Vom Urtext der Rezepte ist nur mehr das hier angeführte zur Magenstärkung überliefert.

Magenstärkung

Nimm Rabarber-Tinktur mit Wein bereitet 4 Loth

Aromatischen Wermuth und Pomeranzen-Tinktur, von jedem 3 Loth

Hoffmanns-Geist 4 Loth

Pomeranzensaft 4 Loth

Zimmt, Anis und Minzenwasser, von jedem 8 Loth

Gib es in ein Glas. Davon nehmen Erwachsene 5-6 mal alle 2 Stund 1 Löffel voll mit ½ Glasel voll Wasser vermischt.

  • Kardobenediktenkraut zum Thee 6 Loth
  • Aromatische Windsalbe 3 Loth

Damit reibt man sich früh und abends die Magengegend gut ein.

(Text: Manfred Wegleiter; Fotos: Chronik Haiming/Karin Haslwanter, Sammlung Risch-Lau_Vorarlberger Landesbibliothek)

Quellen: Chronikarchiv Haiming; Tiroler Heimatblätter (Heft 4, 1937; Dr. Hans Hohenegg); Die Hausmittel- und Heilrezeptsammlung des Tiroler Bauerndoktors Anton Auer im Vergleich mit der Encyklopädie der Volksmedicin des Arztes Georg Friedrich Most (Dissertation v. Mag. Walter Erich Prevedel, Wien-2011); Bauerndökter und Heiler in Tirol (Nenna von Merhart; Tyrolia Verlag Innsbruck; 1988).

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