Brand bei Fidel Götsch
Am 23. Mai 1937 um 21:10 Uhr wurde die Freiw. Feuerwehr Haiming zu einem um etwa 9 Uhr abends ausgebrochenen Feuer in Haiming, Haus Nr. 84, gerufen. An das gemauerte Wohnhaus war nordseits ein Heustadel mit unterhalb befindlichem Stall angebaut. Eine Feuermauer trennte die beiden Gebäudeteile voneinander, wobei bemerkt sei, dass die Feuermauer etwa 20 cm über das Dach aufgeführt war. Im ersten Stock befand sich die einzige Unterbrechung dieser Feuermauer in Form einer einfachen Holztüre vom Hausgang des Wohnhauses in den Tennenboden.
Das Feuer brach vermutlich in einer am Holzstadel angebauten Holzlege aus und fand in dem größeren, hölzernen Stadel sofort reichlich Nahrung, sodass beim Eintreffen der Ortsfeuerwehr der ganze Stadel bereits in Flammen stand. Abgesehen von der Gefahr für das in etwa 9 Meter nördlich des brennenden Stadels befindliche Nachbaranwesen durch Flugfeuer und strahlende Wärme, bestand die große Gefahr des Übergreifens des Feuers durch die Holztüre in das Wohnhaus selbst. Dieser Gefahr wurde durch die Anordnung des Ortsfeuerwehrkommandanten Stigger mittels einer durch das Wohnhaus zu der genannten Türe im ersten Stock gelegten Schlauchlinie von der Motorspritze aus einem Wasserspeicher saugend, begegnet. Die Türe war schon zum Teil durchgebrannt. Der auf diese Weise vorgenommene Innenangriff bewahrte das Wohnhaus selbst vor weiterem Schaden.
Bei der Gelegenheit sei auch auf den großen Vorteil einer Feuermauer zwischen Wohnhaus und Stadel in bäuerlichen Anwesen verwiesen.
Mittels zwei weiterer Schlauchlinien von der gleichen Motorspritze, und zwar einer durch das Stadeltor an der Ostseite und einer durch Außenangriff von der Nordseite, die gleichzeitig auch zum Schutze des Nachbargebäudes diente, konnte in kürzester Zeit das Feuer im Stadel zum Erlöschen gebracht werden. Die Holzwände des Stadels sind zur Gänze abgebrannt, während die Tragbalken der Wände und der Dachstuhl stehen geblieben sind. Eine Gefahr für das Einstürzen des Dachstuhles vom Stadel bestand vorerst nicht, weshalb richtigerweise das Einreißen des Gerippes nicht angeordnet wurde.
Durch den schlagkräftigen und richtigen Eingriff der Ortsfeuerwehr war ein Eingreifen der zu Hilfe geeilten auswärtigen Feuerwehren von Silz, Silzerberg, Rietz und Telfs nicht mehr nötig.
Erwähnt soll bei dieser Gelegenheit noch werden, dass ein per Rad herbeigeeilter Feuerwehrmann durch einen Unfall sich verletzte. Ein zweiter Unfall entstand dadurch, dass ein Nichtfeuerwehrmann, der ohne Notwendigkeit und ohne Auftrag beim Abheben der Motorspritze vom Wagen diese infolge mangelnder Übung zu Boden fallen ließ. Dabei verletzte er sich an der Hand und am Fuß. Zum Glück erlitt die Motorspritze nur einen unwesentlichen Schaden. Dieser Nichtfeuerwehrmann erhielt selbstverständlich unter den geschilderten Umständen keine Entschädigung. Als Kommandant der Haiminger Feuerwehr fungierte damals der Tischlermeister Karl Stigger vulgo „Jocheler“, der diese Funktion bis 1938 ausübte. 1909 brannte es beim „Delles“.
Das Gebäude – damals ein Doppelhaus von Johann Leitner und Fidel Götsch (von ihm leitet sich der Vulgoname „Delles“ ab) – war schon einmal, am 2. März 1909, Schauplatz eines Brandereignisses. Um 8 Uhr abends wurde die Feuerwehr durch Hornsignale alarmiert, in zweieinhalb Stunden war das Feuer lokalisiert und am Weitergreifen verhindert worden. Löschgeräte waren die Lokalspritze und später die der Freiwilligen Feuerwehr Silz nebst einigen Leitern und Haken in Verwendung. Schläuche wurden etwa 500 Meter benützt, wovon die Hälfte auf die Haiminger Feuerwehr, die andere Hälfte auf die Silzer Feuerwehr entfiel. Die Schläuche wurden infolge der Kälte größtenteils defekt, so dass die meisten nicht mehr brauchbar waren, wodurch die freiwillige Feuerwehr Haiming sowie jene von Silz großen Schaden erlitt. Ausgerückt ist die gesamte Mannschaft (60 Mann) der Freiwilligen Feuerwehr Haiming, welche später durch die Silzer Mannschaft unterstützt wurde; später kam auch eine Abteilung der Mötzer und Sautener Feuerwehr an, erstere mit Spritze, welche jedoch nicht mehr in Aktion traten. Der Schaden belief sich auf 9000 Kronen. Der Brand dürfte durch Funkenflug infolge Kaminbrand entstanden sein.
(Text: Manfred Wegleiter; Fotos: Chronikarchiv Haiming, Landesverband der Feuerwehr)