Theater Quartier B2
Was bietet sich für einen kinderfreien Abend besser an als ein Theaterbesuch? Während Junior einen spaßigen Abend mit Oma und Opa verbringt, sitzen wir im „Zickeler“ und warten gespannt auf die Premiere von „Unter Palmen“, dem aktuellen Stück des Theater Quartiers B2. Nach den ersten Minuten fällt bereits auf – hier handelt es sich nicht um eine Volksbühne im herkömmlichen Sinn. Bewusst hat Regisseur Peter Schaber ein Stück ausgewählt, das, obwohl eigentlich eine Komödie, nicht nur für Lacher sorgen soll. Es beleuchtet verschiedene gesellschaftskritische Themen, welche die Besucher bereits während der Vorstellung zum Nachdenken anregt.
„Mit Humor kann man auch ernste Themen aufgreifen“, erklärt mir Peter, der bereits auf 35 Jahre Theaterarbeit zurückblicken kann, im nachfolgenden Gespräch.
Zum Theater kam er durch Zufall, als er als Busfahrer die Heimatbühne auf einem Ausflug begleitete. Mittlerweile hat er bereits bei zahlreichen Bühnen Regie geführt und Chorworkshops begleitet. „Wenn nicht gerade an einer Produktion gearbeitet und geprobt wird lese ich Stücke.“, lachte er. Auf eine Regieausbildung hat er bewusst verzichtet. 2003 wurde die „Besetzungscouch“ gegründet und 2018 kam es mit dem Theater Quartier B2 schließlich zu einem „Neustart“, mit Silvia Schmid als Obfrau. „Wir sind ein kleiner Verein mit aktuell neun Mitgliedern, die vor, auf und hinter der Bühne im Einsatz sind. Beim Theater braucht es Menschen, die da voll und ganz mitziehen, und die haben wir Gott sei Dank in unseren Reihen“. Die Darsteller für seine Stücke kommen nicht nur aus Haiming, er arbeitet gerne mit Schauspielern aus den umliegenden Gemeinden zusammen. „Die Darsteller suche ich mir gezielt für unser aktuelles Projekt aus. Ich lehne dieses „Ortstafeldenken“ bewusst ab. Kultur kennt keine Ortsgrenzen.“, erklärt Peter.
Nach Auswahl und Bearbeitung des Stückes wählt jeder Darsteller in der ersten Probe einen Satz aus seinem Text aus. „Anhand dieses einen Satzes machen wir sämtliche Emotionen durch. Danach, wenn wir das ganze Stück durchgehen, erarbeiten wir wichtige Dinge wie zum Beispiel die richtige Betonung oder, wenn eine Sprechpause gemacht werden soll.“ Der nächste Schritt führt dann erstmals auf die Bühne für die Stellproben. Wichtig ist für Peter auch der Austausch mit den Schauspielern. Jeder darf seine Ideen einbringen, Diskussionen sind im B2 erwünscht. „Ich sehe das aber so, wie auch in der Bildung, mit Spaß kann man alles vermitteln“, ergänzt Peter.
Peter Schaber polarisiert und provoziert mit seinen Inszenierungen ganz bewusst. Ein gutes Beispiel dafür ist die letztjährige Aufführung des alten Stückes „Die pfiffige Urschl“. Wer in Erwartung einer klassischen Aufführung kam, wurde überrascht. „Ich wollte unbedingt eine Persiflage auf das typische Bauerntheater machen, das Stück war da eigentlich nebensächlich.“. Peter baut gezielt neue, schräge Charaktere ein und verleiht der Aufführung seine persönliche Note. Peter zeigt, wie er über sich selbst sagt, nur das, was er selbst sieht; was der Verfasser des Stückes aussagen wollte, kann er nicht wissen.
So entstanden in den letzten Jahren bereits mehrere Aufführungen, die das Publikum nicht nur unterhielten, sondern auch forderten und für gespaltene Meinungen im Publikum sorgten.
Für die nächste Saison wagt sich Peter mit dem Theater Quartier B2 das erste Mal seit Beginn seiner Theaterlaufbahn an Felix Mitterers „Mein Ungeheuer“ heran. Die Vorbereitungen dazu sind schon in vollem Gange, das Bühnenbild ist bereits geplant. Zu viel will der Regisseur jedoch noch nicht verraten. Gewiss ist auf jeden Fall jetzt schon, dass dies eine Aufführung wird, die es so noch nicht gegeben hat.
Über neue Mitglieder würde sich der Verein sehr freuen. Peter lacht: „Wir benötigen zur Ergänzung unseres Teams Leute für vor, auf und hinter der Bühne. Techniker, Schauspieler, alle sind herzlich willkommen“. Theaterkenntnisse sind nicht erforderlich, Mitgliedsbeitrag fällt keiner an. Interessierte können sich jederzeit gerne unter der Theater Quartier B2-E-Mail quartierb2@gmx.at melden.
(Text: peva; Fotos: Quartier B2)